Das Reisefieber steigt

Also irgendwie bin ich schon aufgeregt. Noch 9 Tage.

Und immer diese Technik. Ich schreibe gerade hier und jetzt das erste Mal in einem Blog. Ziemlich tricky, wenn man Neuling ist.

 

Perdona, wenn nicht alles klappt. In 30 Tagen kann ich es.....hoffentlich.

Alles Ready

 

 

 

 

über den Wolken 1

 

 

Es ist vollbracht. Nach mehrmaligen ein- und entpacken ist der Koffer bereit. Die Schallgrenze liegt bei gnädigen 30 Kg... sehr gnädig. Nun ist alles Nötige, und bei mir auch definitiv Unnötige verstaut. Eine grosse Portion Freude und Aufgeregtheit ist präsent und jetzt möchte ich einfach nur noch gehen. In 16 Stunden werde ich 50 Hände geschüttelt haben von jenen - mir noch unbekannten - Menschen, die mich in diesen 25 Tagen um die Welt begleiten werden. Ich bin gespannt auf ihre Charaktere, ihre Begeisterungsfähigkeit, ihre Geschichten....

 

 

 

Zürich - Halifax - Jamaika 14.5 Std

 

Auf gut Zugerdeutsch darf ich sagen, dass ich den heutigen Auftakt zu dieser Weltumrundung voll und ganz "präschtiert" (geschätzt) habe.

 

Das Betreten des Exerjet-Bereiches am Flughafen Zürich ist an sich schon ein Sondererlebnis. Statt überfüllte Check-in Hallen begrüsst mich eine Lounge mit weissen Ledersesseln. Ehe man es sich versieht, ist das Gepäck bereits durch die Radarröhre gerollt, und schon geht es auf zum ersten Händeschütteln. Die Inhaber der Reiseagentur nehmen mich mit fröhlicher Herzlichkeit in Empfang und geleiten mich zu jenen Teilnehmern, die schon da sind. Mein seit Jahren geschäfter Reiseblick ist beruhigt. Gut gelaunte und offene Begleitung scheint sich hier eingestellt zu haben. Ob Single (übrigens praktisch alles Damen) oder als Paar unterwegs, alle scheinen Gruppentypen zu sein, die gerne kommunizieren und sehr reiseerfahren sind. Das Tenue präsentiert sich durchwegs locker, praktisch und kleidet Leute, die sich in den besten Jahren befinden, mit Schwergewicht 60+. Wie für mich auch, ist es für die meisten andern der erste Kreuzflug und dementsprechend füllt freudige Spannung den Raum.

 

In der kurzen Wartezeit kommt, was kommen musste. Ein Gläschen Perlenquell. Ich kontastiere, dass fast niemand nach Wasser verlangte.

Nach unzähligen "Grüss Gotts" und "Hallos" ... Es ist soweit. Wir boarden. Die Kabinenköfferli stehen bereits oben an der Gangway-Treppe. Kein Schleppen. Sofort finde ich meinen Platz 2 F (Fenster), der nun mein kleines Reiserefugium sein wird, denn ich darf diesen Platz immer behalten.

Der Flieger ist grosszügig konzipiert. Breiter Gang. Auf jeder Seite 2 Sessel, die ich hier als "Business-Class-Light" bezeichnen möchte. Man kann die Sitze sicher nicht mit den hochtechnischen Vehikeln der führenden Flugesellschaften vergleichen. Insbesondere kann man ihn nur halbflach legen, aber er ist bequem, und wir werden viele Tagesflüge absolvieren.

 

Während ich mich einrichte, macht sich bereits gläsereinschenkende Umtriebigkeit in der Kabine breit. Nicht weniger als 9 Stewards und "Dessen" kümmern sich um unser Wohl.

 

Dann ... kein Zurück... die Motoren starten. Strahlende Gesichter als sich die Räder lösen.

Ich vertiefe mich in die Speisekarte. Herjesses... was haben die mit uns vor? Die ... das sind Manuel und seine 9 Stewards und Dessen, die sich ab jetzt rührend um uns kümmern und uns vor keiner Verführung verschonen.

Die Sachertorte zum Schluss, die er selber gebacken hat, ist ein Rundumschlag gegen alle guten Vorsätze. Wir scherzen, dass es so nicht weitergehen könne. Einziger Wehrmutstropfen der fliegenden Küche ist das Fehlen einer Espressomaschine, weshalb ich alternativ auf eine der rund 10 angebotenen Teesorten umschwenke.

Nun habe ich kurz geschlafen und diesen Text in die Tasten geworfen. Und kaum zu glauben. Manuel fährt bereits wieder die warmen Erfrischungsfrottées und die weissen Tischtücher auf. Huhn mit Couscous... ich bleibe hart...werde aber sicher auf die Nachbartische spienzeln und optisch ein Auge voll nehmen.

 

Halifax - Jamaika.

 

Über den unendlichen Wäldern von Neufundland nimmt unser Pilot Kurs auf Halifax, denn unser fliegender Untersatz hat Durst.

Während dem Tankstopp darf man nicht raus, kann sich aber frei bewegen. Dies nutzen die Reisbegleiter, um uns das Team vorzustellen. Den Arzt, den Fotografen, den Lektor, der auch gleich seine Kopfhörer verteilt, mit denen wir ihn über 150m weit belauschen könnten. Auch wirde auf das Tablett hingewiesen, das jeder an seinem Sitz zur Verfügung hat. Filme, Neuigkeiten aus aller Welt. Toll wäre es, wenn man Wifi hätte, aber das ist nicht möglich, auch nicht am Boden während dem Tanken.

Cape Cod
Cape Cod

Dann wieder frisch gestärkt in die Luft Richtung Karibik. Interessant der Flug der Ostküste der USA entlang, wo ich besonders schön die Halbinsel Cape Cod sehe.

 

 

 

No Problem - Be Happy

Für den ersten Tag auf Jamaika war ein Ausflug ins Hochland von Jamaika vorgesehen. Wir wurden in zwei Gruppen aufgeteilt und in sehr gut im Schuss gehaltene Minibusse verteilt. Bald lag die Stadt von Montego Bay, was übrigens Schweineschmalzbucht heisst, hinter uns und wir drehten ab in Richtung Landesinnere. Die Insel hat 3 Mio Einwohner. Eine weitere Million lebt im Ausland. Mit 280 Km in der Länge und rund 68 in der Breite weist die Insel eine moderate Grösse auf. Dies bedeutet aber nicht, dass man sich hier schnell fortbewegen könnte. Schon bald arbeitete sich unser Chauffeur von Schlagloch zu Schlagloch oft im Schritttempo. Das war zwar mühsam, ermöglichte aber, das Treiben am Strassenrand besser zu beobachten. Nur ein paar Kilometer von der Küstenstrasse entfernt, fanden wir uns in ärmlicher Szenerie wieder.

Die gute Nachricht zuerst: Hier muss niemand Hunger leiden. Die Natur schenkt Köstlichkeiten im Überfluss, das Wasser in allen Flüssen hat Trinkwasserqualität, weshalb hier Magen-Darm kein Thema ist.... und die Menschen tragen ein grosses Lächeln auf ihrem Gesicht, und diese Herzlichkeit ist echt. Überall wird uns zugewinkt..."no problem - be happy", ist ein Leitspruch hier.

 

Ergänzt mit dem unendlichen Stolz darüber, dass man sich 1962 als erstes Land von der britischen Krone lösen konnte. Unzweifelhaft ist der Preis für die Unabhängikeit hoch.

Die im Dschungel stehenden Häuschen sind mehrheitlich sauber, aber höchst bescheiden. Die sozialpolitischen Verhältnisse seien, so von der ausgewanderten deutschen Reiseführerin zu erfahren, unvorteilhaft. Es gibt zwar hier am meisten Kirchen pro Quadratmeter, die es aber keineswegs schaffen, den Menschen einen verantwortungsvollen Zusammenhalt zu vermitteln. Geheiratet wird wenig. Der jamaikanische Mann möchte möglichst viele Kinder, aber für keines bezahlen. So hängt die ganze Verantwortung an den Frauen, die sich alleine um die Nachkommen von oft verschiedenen Vätern kümmern müssen und gleichzeitig einer Arbeit nachgehen sollten, während die Herren der Schöpfung nicht als die arbeitssamsten gelten. Dementsprechend sieht man viele vor der Hütte sitzen. Kein Job, aber 2 Unzen Mariuhana pro Tag sind legal, und so wird die Perspektivenlosigkeit weggedampft.

 

 Das alles möchte man uns Touris natürlich nicht vornehmlich präsentieren und so schaukeln wir uns durch die hügelige Urwaldlandschaft immer höher und erreichen unser Ziel, eine Art Vorzeigeplantage.

 

Hier erwartet uns bereits Lennard, der uns mit seiner Begeisterungsfähigkeit in die Welt der tropischen Früchte einführen wird.

Allen voran dem Kaffee. Ich darf eine frischgepflückte Beere mit einem Trick von der Schale befreien. Weiss ist die weiche Bohne. Das hätte ich nicht gedacht. Die Ernte erstreckt sich übrigens über 3 Monate, immer von Hand.

Etwas Erleichterung bringt die Schälmaschine, eine Art grosses Passevit, Beeren oben rein... Bohnen unten raus.

Kräftig wird auch etwas anderes gerührt: Die Werbetrommel. Die Bohne der" Blue Mountains" sei die beste weltweit. Wir müssen es leider bei einem Schluck bewenden lassen. Die australischen Einfuhrbehörden würden ausflippen, wenn sie ein Päcklein finden würden.

Punko Degustation geht es bei den Ananassorten lustvoll zu und her. In den Export gelangt weltweit vornehmlich die Sorte mit dem wenig appetitfördernden Namen: MD2. Lennard klärt uns auch auf, dass die Nicht- BioProdukte vor der Verschiffung mit einer Chemikalie besprüht werden, weil die Konsumenten meinen, eine reife Frucht müsse gelb sein. Und dieses Mittel erzielt den gewünschten Farbumschwung. Das einzig zuverlässige Erkennungsmerkmal sei indes, dass es möglich sein müsse, zuoberst am Schopf, das Herzblatt herauszuziehen. MD2 landet in unser Verköstigung nur im Mittelfeld. Die Züchtung mit dem kurligen Namen "Cheese" wird gruppenweit zum Liebling gekürt, noch weit vor "Sugar Love" und "Cowboy".

Später kommen wir noch bei den Honigbananen vorbei, die einfach herrlich schmecken und lernen die karminroten Blüten und vor allem die Heilkräfte des Ingwers kennen, was in einem Becher würzigem Gingerbeer endet. Zwischendurch ist Lennert immer für ein Spässchen zu haben.

 

Ich dachte doch, ich sei gut bewandert in Botanik. Nun diese Neuigkeit. Die Akee,(ausgesprochen: Aki). Diese Baumfrucht erinnert im Anblick an einen Granatapfel. Aber Achtung . Sie verbirgt ein gefährliches Geheimnis: Im geschlossenen Zustand entwickelt sie ein giftiges Gas. Erst wenn sie sich am Baum öffnet, darf sie geplückt werden und ist unbedenklich geniessbar, und damit meine ich das weissliche Fruchtfleisch. Der Geschmack ist eher neutral, keinesfalls süss oder sauer. Sie wird zu einer Art Fladenbrot verarbeitet und wird dann unter dem Namen " Bami" zu Salzfisch gereicht. Das lokale Nationalgericht.

Auf der Farm wird schliesslich auch das Mittagessen gereicht. Traditionelles Jerk Chicken mit Reis und gekochten Bananen. Das Holzkohlehuhn stammt aus den Zeiten der Skavenbefreiung. Die Sklaven flüchteten erst einmal in die Berge. Sie jagten Vögel und kochten diese auf mit Holz gefüllten Ölfässern.

Aligator & Rum

Der nächste Tag steht im Zeichen des Black Rivers und seiner Tierwelt. Er ist der längste navigierbare Fluss Jamaikas. Es sieht nach brauner Brühe aus, aber wie ein Test zeigt, ist das Wasser glasklar. Robert, unser stets zu einem Witz aufgelegter, Führer , lockt die wilden Aligatoren fotografiergerecht an. Ich lasse hier einfach die Bilder sprechen.

Wasserlilie
Wasserlilie

Charlie darf bald in die Freiheit !

 

 

Das Mittagessen findet in dem bezaubernden Strandcafé "Las Vegas" statt, wo wir mit hungrigen Bäuchen, das mit einheimischen Gerichten aufgestellte Buffet stürmen. Eine sanfte Brise weht über das auf Stelzen, direkt am Strand stehende, kleIne Restaurant, und ein Stückchen gluschtige Apfeltorte macht den Ausblick auf das Wellenspiel noch intensiver.

Wir sollten jetzt auch noch recht essen, denn am Nachmittag stünde die Rumfabrik auf dem Programm, meint die Reiseführerin. Schliesslich müssen wir uns von dem Traumplätzchen losreissen. Die Fahrt geht holprig und kurvig durch das zuckerrohrbestandene Hinterland.

Die Fabrik Appelton ist ein sehr gespflegtes Areal. Man ist stolz hier auf die Geschichte und das Erreichte, und die Verköstigung verlief mit jamaikanischer Grosszügigkeit.

Sich in Details zu versteigen wäre zu weit gegriffen, aber wissenswert ist sicher, dass je dunkler der Zuckersaft, desto älter und milder ist das Produkt.

 

Der Stolz der Firma ist der 50-Jährige, der auch entprechend aufwenig präsentiert wird. Davon gab es allerdings nur einen optischen Schluck.

Rum wird in alten Whiskyfässern gereift
Rum wird in alten Whiskyfässern gereift

Uebrr den Wolken 2

Ein letzter Blick zurück auf die Sonneninsel.

 

Manuel versüsst den Abschied mit einem Rumpuntsch. Nun wieder einmal ein Blick in die Speisekarte. Ich darf, habe ich doch das gestrige Abendessen und das Frühstück auf Ramadan gestellt. Gedämpter Redsnapper

und Varianten von Quarktörtchen. Gerade richtig für den Flughüpfer von 1 Stunde 30 nach Panama City. Und welch Glück. Ich sitze auf der richtigen Seite. Der Panamakanal unter mir.

Und später ebenso interessant der Anflug mit Sicht auf die Skyline.

Die Landung verläuft sanft auf dem ehemaligen Militärflughafen, und der Umstand, dass wir hier weit und breit das einzige Flugzeug sind, lässt uns auf eine schnelle Abfertigung hoffen. Gefehlt! Der panamesische Amtsschimmel wiehert aus voller Inbrunst. Zwei Beamten sind sich uneinig, über den Sicherheitscheck unseres Gepäcks, was in weitläufigem Palaver und Warterei endet.

Nur nicht aufregen und das Traumzimmer im Meridien im 4. Stock blendet nachher den etwas stockenden Start mühelos aus.

 

Vor dem Zimmerbezug steht aber noch ein Rundgang in der kolonialen Altstadt auf dem Programm.

 

 

Ben Venido a Panama City

Wir schwitzen uns bei feuchten 33 Grad durch die pittoresken Gässchen. Da kommt ein Umtrunk auf der Dachterrasse des altehrwürdigen und nach langer Renovation erst vor 2 Wochen wieder eröffneten Hotels "Central" gerade richtig.

Hotel Central
Hotel Central

In diesem Viertel befindet sich übrigens auch die Ausgehmeile mit vielen netten Restaurants. Ungefährlich! Für uns steht ein Besuch im Restaurant "Tinajas" an, wo eine der landesbesten Folklorevorstellung gegeben wird. Unbedingt vorreservieren! Vorher werden wir als Überraschung noch von der Agentur geschenksweise mit dem berühmten Panamahut ausstaffiert. Eine lustige Anprobe ist das. Dick- und Kleinköpfe. Alle finden den passenden Sombrero. Das Spezielle des Hemphrey Bogart Modells ist übrigens, dass er sich klein zusammenrollen lässt und nachher wieder in seine Form springt und was man uns auch noch gebeichtet hat: Der Hut ist eine Erfindung der Kolumbier. Nun aber ab ins Tinajas.

Die fröhlichen Vorführungen in der bunten Landestracht verbreiten Sorglosstimmung, immerhin kennen wir das US Abstimmungsresultat noch nicht...

und jetzt, wo ich es kenne, sei den Panamesen empfohlen, wieder die alten Masken der Indios hervorzunehmen. Diese gestalteten diese Löwen- und Tigerköpfe als Abschreckung . Trump ist nämlich nahe.

So ist das höchste Gebäude nach ihm benannt. Er besitzt es allerdings nicht, kassiert aber nur, damit der Wolkenkratzer seinen Namen tragen darf, jährlich einen nicht zu kleinen Obulus. Natürlich erhält "sein" Haus keine Fotofläche in meinem Blog, dafür der ansprechende, mit dem Spitznamen " Schraubenzieher" bedachte, jüngste achitektonische Wurf in der Neustadt.

Der Abend endet in der Bar des Meridien. Auch der fruchtige Mojito, das Nationalgetränk, kann die im Minutentakt über den TV flimmernden Hiobsbotschaften der Wahlen nicht mehr schönen.

Nur kein Panamakuss

Vielleicht haben die Behörden meine Bemerkung punkto Abschreckung wahrgenommen. Der Höhpunkt, der Panamakanal, ist am nächsten Morgen angesagt. Unsere Reiseleiterin, Gerti, teilt uns im Bus konsterniert mit, dass wir nochmals ins Hotel zurück müssten, um unsere Pässe zu holen. Das sei das erste Mal seit 20 Jahren, dass eine Kontrolle auf dem Schiff erfolge. Aber dann ist Politik für uns "terminado" .

 

Der Bau des Kanals war, nachdem die Franzosen gescheitert waren, erst den Amerikanern gelungen. Sie waren es, welche die geniale Idee hatten, im Landesinnern einen Fluss zu stauen, so dass vor allem Richtung karibisches Meer ein See entstand, der das Graben eines Kanals auf nur noch 13 Km reduzierte (anststatt 80). Dieser See liegt 26 m über Meer, so dass die Schiffe an beiden Ozeanen jeweils mit je 3 Schleusen hochgehoben werden

Die Einfahrt in die Anlage ist hochspannend. Gerade mal 50 cm Abstand zu den Wänden haben die Kolosse.. und damit das so bleibt, stehen an Land kleine Lokomotiven, die Backbord und Steuerbord straffe Stahlseile halten und so für die richtige Justierung sorgen.

Unsere Einschleusung erfolgt problemlos hinter dem Containerschiff "AS

 

Fiorella", mit dem wir die Schleusenzeit teilen und unser Panamaerlebnis mit einem Cüpli feiern. Insbesondere gilt es auch zu estimieren, dass wir keinen Panamakuss bekommen haben. Dies ist nämlich der Ausdruck für das höchst unwillkommene Anputschen eines Schiffes an der Kanalwand.

 

Nach der Hälfte der Durchquerung verlassen wir das Schiff und besuchen das Informationszentrum Milaflores, wo das technische Wunderwerk auch von oben zu bestaunen ist

Für die Jünger der modernen Architektur wird schliesslich noch ein Abstecher zum brandneuen Biomuseum vorgenommen, das sich mit Ökologie befasst. Das Gebäude ist eine der neusten Kreationen von Gerret, der auch das Guggenheim Bilbao entwarf, hier aber meiner Meinung nicht an dieses heranreicht. Die Ausstellung kann nicht mit der Museumsdidaktik in Europa verglichen werden und kommt grösstenteils etwas altbacken daher.

 

Und nun ehe ich mich versehe, heisst es weiter Richtung Chile. Es war ein Miniabstecher, doch er hat Lust auf mehr gemacht. Es locken neben der Stadt und dem Kanal der Kanäle das urwaldiggrüne Bergland, facettenreiche Tierwelt und Begegnungen mit Menschen, die aus so vielen Kulturen ihre eigene Art entwickelt haben.

 

Der 757 steht parat. Der Flugkapitän erwartet mich mit Handschlag. Wir haben noch Zeit für ein Foto und ein Selfie.

 

Hasta luego Panama!

 

Der Sündenfall von Calama

Calama in Sicht. Die Landschaft archaisch... was wird sie preisgeben?

 

Vorerst aber noch der unbeliebte Formularkrieg. Wir erhalten die Zettel, auf denen, yes/no deklariert werden muss. Es wird nach pflanzlichen und tierischen Lebensmitteln gefragt. Schnell angekreuzt und sofort wieder Fokus auf die Landung, die, wie der Pilot angekündigt hat, aufgrund der Höhe,in flottem Tempo vonstatten gehen wird.

 

Hallo Chile!

 

Buenvenido sagen auch die Zollbeamten; danach pflegen sie jedoch die Kunst der Schikane. X weitere Formulare, die dann doch nicht gebraucht werden. Endlich haben alle Pässe ihren Stempel intus. Wir frohlocken. Wir werden in den salon de VIP geleitet und sind bestens gelaunt. Wie naiv.

 

Eine zackige Zollbeamtin pflanzt sich vor uns auf und weist uns in bestimmten Ton an, nun einen Sessel zu occupieren und ihr dann die Handtasche und den Handtrolley zu öffnen, welche sie durchsuchen werde. Es gehe hier um die verbotene Einfuhr von Lebensmitteln. Ich versinke gedanklich bereits im Boden, denn ich gehöre nicht zu jenen Leuten, die über einen organisierten Koffer verfügen.. und nun so eine Untersuchung unter 60 Augenpaaren. Doch das ist nur eine kleine persönliche Inkonvenienz. Das Prozedere beginnt. Nun ereilt uns das unsägliche Pech, dass die Beamtin genau bei der falschen Person (sie im Hinbkick auf das gerade Folgende nicht Eva zu nennen, wäre unpassend), ihre Nachforschungen startet, sonst hätte diese ihr aufkommendes Problem in der Deckung der andern Gruppenmitglieder noch elegant via Früchteschale des Loungebuffets lösen können. Dem ist aber nicht so, und das Unheil nimmt seinen Lauf. Die Zöllnerin durchwühlt mit blossen Händen den Inhalt. Und ja eben...da geschieht er... der Sündenfall von Calama. Triumpfierend zieht die Lebensmitteldedektivin ihn heraus... ja ihn... einen rotbackigen Schweizer Apfel. Sie konsultiert das Deklarationsfomular, auf dem "no" , also keine Einfuhr von Lebensmitteln angekreuzt ist, und ihr Stechblick verheisst nichts Gutes. Das gebe eine Busse . Im besten Fall CHF 270.-- aber es könnte auch bis CHF 21'000.-- (das ist kein Schreibfehler) gehen. Das werde morgen das Bezirksgericht entscheiden, bei dem die entsprechende Person persönlich erscheinen müsse.

 

Wie es weitergeht. On verra

Eva schlief wohl nicht gut diese Nacht und natürlich haben wir Mitleid mit ihr. Ein Versehen. Das kann doch jedem passieren.

 

Unsere Gruppe wird nun aber doch mit Verdacht entlassen. Mit 6 komfortablen Minivans geht es in die Wüstenstadt San Pedro. Im Licht der versinkenden Sonne entflammen sich die Felsformationen. Ziegelfeuerrot.

 

Das Hotel, das vorzugsweise mit einem Allrad erreichbar ist , ist speziell... speziell schön. Ich war ja skeptisch.. Chile ... Hochland... Eldorado der Backpacker.

 

Die Architekten haben es geschafft, die 40-Zimmer-Lodge perfekt in die Umgebung einzupassen. Als wäre sie gar nicht da.

 

Ein ökologisch geführter Betrieb. Ausschliesslich Naturmaterialien der nahen Umgebung kommen

 

hier zum Einsatz. Augen und Seele ruhen entspannt. Ob es in der Wüste 16 Schwimmingpools (ganz kleine) braucht, darf nun mal dahingestellt bleiben oder vielleicht durchschaue ich auch den weiterführenden Sinn nicht, aber das Ambiente ist traumhaft. Auch die Zimmer in Ethno-Schick haben mich überzeugt und das Essen. Es gibt zwei Bilder, die nur Beispiel für die grosse Auswahl sein können. Auf den Wein haben wir uns natürlich auch gefreut. Ich verschwöre mich mit der einheimischen, nicht in den Export gelangenden, Rebe "Camerere". Eine wieder entdeckte Traubensorte. Charaktervoll aber nicht klebrig. Una más, perfavor!

 

Der Abend darf aber nicht ohne einen Absacker enden. Der Barchef empfielt "Pico Sour". Eine nette Runde. Pötzlich haben wir es von den Sternen, die hier ja auch ein grosses Thema sind. Ich kann zwar nicht mit Wissen, aber mit meiner SterneApp "Skyview"

 

punkten. Niemand kennt sie. Alle laden herunter, und der Abend vernimmt einen heiteren Verlauf. Wir suchen Hubble und die ISS. Tippen auf Planeten und Sterne, erfahren ihre Namen, während wir unsere Mobiles in Richtung Himmel halten und uns auf den Stühlen verrenken.

Der andere Morgen gehört dem Moonvalley. Emanuel, Mitte 20, ist unser Begleiter. Er führt uns ein in die einsame Welt dieses Tales. Er entdeckt mit uns die Felder von auskristallisiertem Salz, täuschend ähnlich zu Eis und erzählt von der Mine, die hier betrieben wurde, bis die Salzgewinnung aus dem Meer kommerzialisiert wurde. Man konnte preislich nicht mehr mithalten. Heute bringen die Touristen das Geld. Aber es ist genug Platz für alle. Wir spazieren durch die Wunderwelt. Weisser Puderzucker über rot- und schokobraunem Fels.

Die Landschaft ruht in sich selbst. scheint es, als bräuchte es keine Worte. Ich geniesse das. Später schliesse ich zu Emanuel auf. Wir sprechen über Chile, über seine Pläne und Träume. Er wird 1 Jahr nach Frankfurt gehen.... wenn er genug Geld verdient hat. Deutsch lernen... für bessere Jobs hier oben als Führer im Hochland.

 

Nach der Siesta wollen wir den riesigen Salzsee mit den Flamingos besuchen. Eine Stunde Fahrt. Imposant flankiert von den Amden, die nur weinge Kilometer entfernt ihre spitzen Kegel in den

 

klarblauen Himmel recken. Sechstausender hat es dabei und unter ihnen sind einige noch aktive böse Jungs. Das letzte Mal hustete einer 2011 und machte die Evakuierung eines ganzen Dorfes nötig. Der Salzsee beeindruckte durch die endlose Weite strukturiert als lehmfarbene, krustige Oberfläche.

Dazwischen scheinen Rosé- und Blautöne auf, durchflossen von weissen Adern. Unglaublich, dass sich nur 40 cm unter dieser Fläche ein gigantischer See befindet, ein Sammelbecken für die Flüsse, die sich von den Anden her in die Ebene ergiessen. Das Salzgestein gibt jedoch soviel Salz an das Wasser ab, dass dieses für Pflanzen nicht geeignet ist und deshalb eine Wüste entstanden ist. Ein paar Flamigos stelzen schliesslich auch noch vor unsere Linsen. Die Färbung ihres Gefieders, von Blassrosa bis Korallerot, hängt übrigens direkt von der Nahrung ab, die sie aufnehmen.

Auf der Fahrt zurück benebelt uns noch ein Minisandsturm. Wie aus dem Nichts hat er die Berge eingehüllt und fegt nun mit staubiger Fracht über unseren Van. Gerade rechtzeitig für den Sonnenuntergang legt er sich. Es bleibt nur noch ein zügiger Wind. Über eine Offroadroute klettern wir auf einen Hügel. Die Sonne schickt ihre letzten Strahlen und lässt die Klippen verglühen. Wunderschön.

 

Um 10 Uhr nachts darf ich dann noch ans Teleskop. Juan, unser Experte führt uns auf eine Anhöhe. Sechs Liegebetten auf drehbaren Säulen stehen dort. Ich darf mich unter den Südhimmel legen. Mit dem Laser steuert er bestimmte Sterne an und weiss vieles über ihr galaktisches Sein. Ganz klein kommen wir uns vor. Die meisten Himmelsobjekte können wir gar nicht im aktuellen Zustand sehen. Das Licht braucht 350 Jahre und mehr, bis es seine astrale Botschaft an uns weitergeben kann. "Und wo ist jetzt das bekannte Kreuz des Südens? " möchte ich wissen. " Es liegt im November unter dem Horizont" , doch Juan weiss auch, dass 3 Landesflaggen diese Sternekonstelkation abbilden: Brasilien, Neuseeland und Australien. Mit der letzten Information, dass 70 % aller astronomischen Daten weltweit in Chile erhoben werden, erhalten wir noch den begehrten Durchblick. Bald Vollmond: Wouww die Krater am Rand...

Und was macht eigentlich Eva?

 

 

Der Bezirksrichter hatte tagsdarauf doch keine Lust auf die Apfelgeschichte und delegierte an den Polizeikommandanten. Eva erschien in Begleitung der Reiseagentur und des Hotelmanagers sowie mit einem Entschuldigungschreiben. In spanisch-englischer Kommunikation wurde der Fall nochmals breitgewalzt.

 

Die attraktive Eva fand schliesdlich gnädiges und vor allem bussenloses Gehör, und die Angelegenheit endete in einer herzlichen Umarmung!

 

 

Rapanui - Mystisches Land

Nach 7 Stunden Ozean unter uns, erscheint sie endlich am Horizont, die Osterinsel (Rapanui). Schon mit diesem ersten Blick auf die Caldera und die 69 weiteren Vulkanrücken weckt sie Neugier in mir. Schon die Konsultaion des Atlasses verspricht das Entrückte. Unser Vogel zieht eine elegante Kurve und schwenkt auf die auffällig lange Landebahn ein. Diese wurde mit dem Geld der Nasa auf 4 km verlängert und war als Notlandeplatz für den Spaceshuttle vorgesehen. 3 ... 2.... 1....Touch down! Am Miniflughafen begrüsst uns die weissrotblaue Flagge. Ja ... die Chilenen waren eben zur richtigen Zeit am richtigen Ort und haben das Eiland erobert. So kommt es, dass wir nach einer Distanz, die Zürich-New York beträgt, auf Polynesisch und Spanisch willkommen geheissen werden. Dazu ein traditioneller Blumenkranz. Geflochtene Palmenblätter und Bougainvilla. Immer etwas Besonderes. Ich freue mich.

Zu uns in den Bus steigt Claudia. Ihr deutscher Vater ist hier auf der Insel hängen geblieben. Ihre Mutter sei eine der 6000 einheimischen Rapanui, was sie zum Mitglied von einem der 9 Inselstämme macht. Sie schiebt ihre lustige blaue Spiegelsonnenbrille hoch und lächelt: "Wir sind stolz, dass wir anders sind."

Das Hotel ist gleich um die Ecke. Meerblick. Einmal mehr darf ich mich von der chilenischen Beherbergungskultur begeistern lassen. Wieder im Baustil angelehnt an die lokale Urbausungen mit grasbedeckten Dächern. Die Zimmer äusserst grosszügig sogar mit freistehender Badewanne. Das Essen perfekt.

 

Dass man zum Schliessen der Balkontüre rasch das Rohr der Klimanlage ausbauen müsste, was einige unserer Gruppe getan haben, sei nur nebenbei erwähnt. Ich lasse es bleiben und nehme die Wertsachen auf Frau. Immerhin hatte Claudia erwähnt, dass wir komplett unbesorgt sei könnten. Es gäbe hier keine Kriminalität und niemandem würde sein Fotoapparat wegkommen. Ausgerechnet unser Fotograf sieht sich 12 Stunden später auf einem der Touristenplätze um seine neuste Kamera erleichtert.

 

Der Abend klingt in heiterer Athmosphäre aus, und Eva und ich vergnügen uns noch mit einem Südseetänzchen.

Der nächste Tag verspricht einen Höhepunkt nach dem andern. Wir besuchen die diversen Areale mit den weltberühmten Statuen, genannt "Moe". Bis heute ist ihr Alter ungeklärt, wobei sich die Theorie durchzusetzen beginnt, dass sie nur ca. 500 Jahre alt seien. Das indigene Volk zählte damals rund 10'000 Personen, was bedeuten würde, dass angesichts der über 1'000 Figuren, die Leute praktisch permanent beschäftigt waren. Weshalb sie soviel Arbeitskraft in diese Gestalten investierten, ist nur rudimentär bekannt. Ein Moe war eine Schutzfigur und hatte sein Gesicht fast immer zum Landesinneren gewandt. Hatte er Augenhöhlen und/oder eine Kopfbedeckung war es auch eine Darstellung einer wichtigen Stammespersönlichkeit. Besonders eindrücklich ist der Steinbruch, der Platz an dem die Statuen aus dem Fels gebrochen wurden. Man sieht übrigens nur den oberen Drittel der Figuren. Der Rest ist im Boden versunken.

 

Wir durchwandern in angenehmer Stille die alten Monumente.

 

Der Wettergott knipst gerade im perfekten Moment die Fotobeleuchtung an. Lässt graue Wolkenwalzen und blaue Himmelsfenster ein abechslungsreiches Spiel treiben.

 

Wir sind begeistert, hatte es doch hier in den letzten beiden Wochen geschüttet und nun dieser Anblick. Claudia versorgt uns derweil mit vielfältiger Information. Fakten und Vermutungen. Aber es gibt Momente, da will ich nicht immer alles wissen. Gerne entferne ich mich ab und zu von der Gruppe.

 

Es hat noch Platz hier für Contemplatio. Meine Augen wandern über die Gesichter der ewig Stummen. Im verwitterten Gestein ahne ich ihre Minen.

 

Weisse Flechten erobern da und dort ihre Lavakörper. Was hätten sie zu erzählen? Sie bewahren ihr Geheimnis. Ist es nicht das Unbekannte, das die Sehnsucht der Menschen treibt. Kraftort der Seele ist diese Insel. Wer über feine Antennen verfügt, kann sie hier spüren... Mystik.

 

 

Sie hat mich erfasst..

 

 

 

ÜbER  DEN wOLKEN  3

Die Südsee lockt... Kindheitstraum.

 

Vorerst haben aber die Piloten das Sagen. Sie sind mit dem der Flugroute und dem Wetter beschäftigt, und dieses ist schlecht... extrem schlecht. Über Tahiti haben sich virulente Stürme aufgebaut. Sie würden einen Grossteils unseres Fluges tangieren. Es muss nun mit verschiedenen Behörden von diversen Inseln eine Alternative ausgehandelt werden. Der Kapitän gibt sich gelassen... yes... we will probably see a quite "busy" flight.

 

Seinen britischen Humor übersetzend heisst das "anschnallen"

Schnell verschwindet die Mystische hinter unseren Tragflächen. Bleib so wie Du bist.

Ein Hugo zum Auftakt
Ein Hugo zum Auftakt

Manuel kommt nach dem Start,statt mit den gewohnten Amuse Bouches, "bloss" mit Knabbernüssli. Schon allein das sollte mich misstrauisch machen. Ehe wir es uns versehen, kommen wir uns vor wie in einem Schüttelbecher. Es ist zwar nicht so stark, wie ich befürchtet hatte, aber der Service ist für die nächsten 2 Stunden ausgesetzt. Also schlafen, denn schreiben kann ich auch nicht, weil ich die Tasten des Iphones nicht treffe.

Über ruhigeren Gewölk dürfen wir die Speisekarte endlich studieren. Siehe Foto. Wie immer verlockend. Originell auch die Brotzeit. Sie kommt mit Ländlermusik daher, und die Crew hat sich eigens in Lederhosen und Dirndl gestürtzt. Das ist ein Gaudi.

An dieser Stelle sei beigefügt, dass über 600 Kg. Nahrungsmittel vorgekocht und vakumiert aus Österreich mitgenommen wurden (natürlich ist der Wein und Champagner nicht eingerechnet). Grossartig!

Während des Fluges bekomme ich noch hohen Besuch. Der Kapitän. Wir plaudern ein wenig über den heutigen Flug und die Anforderungen, die er meistern musste. Später kommt er nochmals. Ich hatte ihn gefragt, welche Seite beim Anflug bessere Sicht böte. Das wusste er noch nicht, bringt aber die Antwort persönlich. Auf meiner Seite: Rechts.

 

 

Mai  Taki

Die Ankunft auf der Trauminsel war überaus herzlich. Kaum gelandet, sitzen wir schon im Bus und sogleich geht es auf einen heiligen Hügel, wo uns ein "Häuptling" erwartet und für eine würdevolle Bekränzung sorgt " KIA ONARA" heisst hier die Begrüssung und meint: "Lange mögest Du leben."

Auf Roratonga hatte sich offenbar die Nachricht von unserer Landung und unserem Aufenthalt wie ein Lauffeuer verbreitet. Die lokalen Sender hätten das sogar thematisiert, und so verwunderte es nicht, dass Erika, die Hotelmanagerin einen perfekten Empfang vorbereitete. Die begrüsste uns sogar mit gebrochenem Deutsch und stellte das Personal vor. Es gab auch gleich einen Internetcode, denn die Geschäftsleitung hatte das Hotel extra für uns aufgerüstet. Bei mir sassen wohl ab und zu einige Dämonen in der Leitung; bei andern klappte es erstaunich gut. Ich würde mich jedenfalls nicht darauf verlassen, grössere Datenmengen transferieren zu können. Insbesondere Fotos machten Mühe.

Wer unter " Koffergeheimnisse" gelesen hat, weiss, dass ich geplant habe, eine Flasche Kirsch ans andere Ende der Welt mitzunehmen und diese mit neuen Freunden zu trinken. Unser Hotel bot mit seinem üppigen Garten und den Kokospalmen am Strand das perfekte Ambiente. Vorerst wollten wir jedoch möglichst flott die Zimmer beziehen, denn der Flug war lang gewesen. Aber nichts da. Wir kamen gar nicht zum Hoteleingang, denn es stellte sich uns mit lautem Geschrei ein "Krieger" entgegen. Zu seiner Tanzzeremonie gesellten sich Buschtrommeln. Er bot mit seinen Kollegen vor der Rezeption eine veritrable Show. Wir beobachteten das Geschehnis mit hohem Amüsement und labten uns derweil an einem Maracujafruchtsaft.

Bald hatten wir unsere polynesischen Bungalows bezogen. Einfach in der Ausstattung, aber sehr geräumig.

Der Abend klang mit einen Buffetdinner am Strand aus. Die Stühle waren in weisse Hussen gehüllt. Die Sonne gab ihr violett-lila Adieu......

Ich äuge derweil bereits nach einem Plätzchen, das sich für meine "Kirschaktion" eignen würde und meine Wahl fällt auf eine Cabana am Strand unter Palmenfächern.

Die Wahl der Eingeladenen ist zum einen bewusst und andererseits einfach Zufall. Mein Fläschli hat nur 3,5 dl, bei 36 Teilnehmern hätte ich da ein Problem. Klar ist, dass die " Kofferengel" eingeladen sind, die mir den Trolley auf 3 verschiedenen Flughäfen nachgetragen haben. Ich bin mir ein solches Handgepäck nicht gewohnt... und so blieb es stehen....zum Glück hat es eine auffällige Farbe...deshalb darf das Köfferli auch mit an den kleinen Umtrunk... ja es darf die genussvolle Flasche sogar in seinem Bauch mitbringen. Zu meiner grossen Freude, finden sich bei rauschenden Wellen und Grillengezirpe 12 Personen ein. Toll wie so eine Gruppe funktioniert.

 

Zuerst gibt es ein paar Sprachhäppchen über unser Zugerland, die Kirschtorte und die Kirschherstellung, und ich denke, ich habe beim nachfolgenden herzlichen Anstossen ein paar neue Fans für die Produkte aus Zug gewonnen. Wir trinken auf den Genuss in allen Lebenslagen. Heute Abend

heisst das :                    KIRSCH YOUR LIFE!!

Und der Reisekoffer? Er bekommt eine besondere Ehre: Alle unterschreiben auf seinem Deckel und malen witzige, liebe Botschaften drauf.

 

Jetzt ist es unvergleichlich, mein Köfferli.

Und irgeneinmal wird es wieder Morgen. Die Palmem säuseln leicht im Wind. Ist sie wirklich so schön? Die Südsee?

Der Wind fächelt leise im Kokoswald und schiebt quirlige Wattebäusche über den Horizont.

Und trotzdem. Er könnte durchaus von besserer Qualität sein (wenn man das überhaupt so ausdrücken darf) er, der Strand. Es gibt hier Inseln, eine Flugstunde entfernt, mit dem Postkarten-Zucker. Aber das sind die raten Ausnahmen. Wir haben auch nicht überall Matterhorn. Die bekannteste auf Cook-Islands lockt mit dem exotischen Namen "Akitaki". Einige Gruppenmitglieder sind heute zu einem Tagesausflug zu dieser Südseeperle aufgebrochen. Ich werde von ihnen hören. Ich bin hier sehr glücklich mit dem, was ich auf der Hauptinsel vorfinde. Es hat zwar überall spitzige Korallenteile (Badeschuhe unumgänglich) aber für mich zählt etwas ganz anderes. Ich wollte immer auf die andere Seite der Welt.... und jetzt bin ich da.

Am Riff brechen sich die Wellen, um sich im nächsten Moment im Aquamarin aufzulösen. Der Sand strahlt in dem pulvrigen Weiss, von dem ich träumte. Es ist Zauber!

"Ich schaue belustigt unserem "Hotelkrieger" (Animator, Showman) zu. Er steigt zu unserer Unterhaltung mit einem Stoffring die Palme hoch. Unterricht in dieser Technik winke ich schmunzelnd ab.

Ich tauche nochmals in die kräuselneden Wellen, eine lila Seerosenbüte im Haar. Die Dame des Boutiqueladens hat sie mir an den Morgentisch gebracht und in die Frisur gesteckt. Ich hatte bei ihr gesten einen pink-palmigen Pareo gekauft und diesen natürlich am Morgen gleich ausgeführt, was sie offenbar beobachtet hatte. Eine nette Geste. Mai Taki ... Danke.

 

 

Wo  ist AWAIKI

 

Heute erwartet uns George im blauen Polynesienhemd. Wir umrunden mit ihm die ganze Insel, 32 Km. "Man kann nicht verloren gehen", scherzt er. "Du kommst immer wieder an den gleichen Orten vorbei." Es gibt 2 Buslinien. Eine im Uhrzeigersinn, die andere in Gegenrichtung. So einfach ist das. War es. Wir halten am ersten Fotostopp. Ein onyxschwarzer Fels im hellgrünen Wasser. Es ist ein heiliger Ort. "Wir glauben, dass die Seelen unserer Toten auf diesen Stein springen und von da nach Awaiki fliegen". Aber niemand von uns weiss, wo diese Insel liegt, auf der all unsere Vorfahren leben.

Wir dürfen uns sowieso jetzt der Zukunft zuwenden. Ein wirklich spezieller Besuch steht an. Eine der drei Grundschulen öffnet ihre Türen für uns. Aber das ist eigentlich falsche Wortwahl. Das Schulhaus ist nämlich kürzlich abgebrannt. Als Provisorium dient ein ausrangiertes Feuerwehrdepot.

 

Wir sind eingeladen, einen kurzen Blick hineinzuwerfen. Es gibt keine Schulzimmer und auch keine Schüler sind zu sehen.

Diese warten nämlich auf kleinen Bastmatten am Boden sitzend im Schatten eines ausladenden Baumes

Ich komme nicht um den Jö-Effekt herum. Rund 300 Augenpaare erwarten uns freudig gespannt. Eine Lehrerin erklärt nun, dass wir von Europa kommen und die Kinder quittieren dies mit einem grossen Ahhhh und Ohhhhh.

 

Sie singen uns zur Begrüssung ein zauberhaftes Lied. Schon die Sprache mit den vielen Vokalen schmiegt sich angenehm ins Ohr. Nachher folgt ein Gebet. Man sagt es uns nicht, aber unverkennbar: "Das Vater unser!" Unglaublich, der gleiche Rhythmus, die gleiche Stimmlage. Irgendwie weltumspannend diese Sekunden. Und sehe ich nicht da und dort ein wenig Wasser in den Augenwinkeln blitzen?

 

Die Lehrerin übernimmt wieder das Kommando. " Die Kinder erhalten eine Grundschulausbildung bis 16. Nachher werden die meisten unsere Insel verlassen" und George flüstert mir zu: "Und nicht zurückkommen. Sie haben alle einen Neuseeländischen Pass. Hier gibt es keine höheren Schulen und vor allem wenig Jobs."

Die Kinder dürfen uns Fragen stellen. Wo wir überall Stopps machen auf der Reise, interessiert am meisten. Wir merken auch, wie exotisch wir auf die Schülerschar wirken. Ich zücke mein Handy. Heute habe ich eine liebe Nachricht aus der Heimat erhalten. Ein Bild mit dem ersten Schnee auf dem Gottschalkenberg. Ich zeige den Kleinen in der ersten Reihe das Foto. Sie sind hin und weg. Eine ganze Traube bildet sich um mich... wouahhhhhh "Snow!!"

 

Viel zu schnell heisst es Winken. Ach hätten wir doch nur etwas mitbringen können. Es ist nicht Armut hier, aber noch ein echtes Staunen, auch über kleine Dinge, fern ab von unseren Luxusschulhäusern.

Der nächste Halt führt uns in eine Kirche. Ca. 20 Theologiestudenten haben sich in die Sonntagsrobe geworfen und werden uns nun einheimische Lieder singen. Die Garderobe ist ein absoluter Augenschmaus und bald kommt der Chor in Fahrt.

Gospel vom Feinsten. Es fällt den Sängern und Sängerinnen sichtlich schwer, stillzustehen. Sie singen sich beinahe in Trance. Die Stimmgewaltigkeit erfasst uns. George weisst uns darauf hin, dass am Sonntag drei Messen gehalten werden und jedes Mal die Kirche voll sei und nicht nur 20 sondern 120 Leute sängen.

 

Das sei absolut hörenswert.... sofern man die Lautstärke auszuhalten vermöge.

Im Bus hält George weitere Informationen bereit. Wir passieren das Parlamentsgebäude, das eher wie die Rezeption eines Campingplatzes aussieht. 24 Mitglieder... ein Ober- und ein Unterhaus für 10'000 Einwohner auf 15 Inseln verteilt. Man sei eine autonome Provinz Neuseelands. Ein Segen und ein Fluch zugleich. Die Jungen wollen raus. Sie sehen am TV Karrieremöglichkeiten und Wertvorstellungen, die mit der Urprünglichkeit der Insel im Kontrapunkt stehen.

Die Stämme werden noch traditionell von Königen oder Königinnen regiert. Da könne es schon mal vorkommen, dass in einer Famile eine Fehde um das hohe Amt ausbreche. Aktuell ist ein Thron vakant, das heisst seit 25 Jahren. Man kann sich nicht auf einen Nachfolger einigen.

Für Besucher ist Cook Islands noch einer der wenigen Plätze Polynesiens, die einigermassen unverfälscht sind. Es hat noch den Charme des Imperfekten und des Low Business. Anders als Tahiti und Fitschi, die überlaufen sind, städtischen Charakter annehmen, mit allen Auswüchsen der Fremdenindustrie.

 

Wir sind einmal rund herum... der Felsen.... Rarotonga hat Ecken und Kanten bekommen. Stimmen und Gesichter. Wünsche und Hoffnungen. Und wo ist nun das Paradies... AWAIKI?

"Ist es eine Art Paradies?", möchten wir wissen. Georges schwebt zwischen Begeisterung und Nachdenklichkeit. Es ist der Ort, an dem alle geborgen zusammen sind und überhört die Frage, weshalb die Seelen die Insel überhaupt verlassen würden, denn hier sei doch das Paradies.

Vielleicht sind diese Begriffe einfach Synonyme für Sehnsucht, ein Ausdruck, den ich gerne mit dem Satz beschreibe: "Sehnsucht ist der bittersüsse Wunsch nach dem nicht ständig Verfügbaren."

 

Deshalb, Südsee, kannst Du mit deinen Traumlandschaften bestenfalls Kulisse, Projektionsfläche bilden. AWAIKI ist in mir selber ... und wartet jeden Tag, auf das ich es neu suche und entdecke.

Rarotonga - Hobart 

 

Ob Paradies... Awaiki oder Projektion... einen Ort wie Rarotonga verlässt man nicht ohne Wehmut. Dieser verfliegt aber schagartigauf dem Rollfeld. Unsere Crew erwartet uns. Trotz einem gerade niederprasselnden Wolkenschauer brechen wir in lautes Gelächter aus. Unsere gesamte Crew in Polynesia- Verkleidung... samt Kapitän mit Blumenkranz. Sogar mein inzwischen berühmtes Köfferli erhält Sonderbehandlung und wird vom Co-Piloten persönlich die Stiegen hochgetragen. Zwischen den Sitzreihen geht sofort ein munteres Knipsen los. Jeder möchte ein Bild von den Hulahops, die uns mit sprudelwasserunterlegtem Fruchtcocktail den Abschied versüssen.