Island - On Verra  am  Polarkreis

 

Wie es so ist bei organisierten Gruppenreisen...

 

man ist froh nach der Anreise endlich im Bus zu sitzen und die andern Tourteilnehmer aus noch reservierter Distanz zu beäugen.

 

Reykjavik empfing uns mit frischen 10 Grad und einem munteren Wolkenmix. 14 Personen hatten sich zu dieser 7 tägigen Rundfahrt "Island .. Land der Kontraste" zusammengefunden und die Stimmung war erwartungsfreudig locker. Bald waren die Sitzplätze im Minibus verteilt... Und dann setzte sich Einar ans Steuer. Eigentlich hatte ich den kleinen drahtigen Herrn mit den weissen Haaren gar nicht recht wahrgenommen. Das sollte sich aber noch ändern. Nach meiner ersten Einschätzung konnte er, der sich im fortgeschrittenen Rentenalter befinden musste, nur der Fahrer sein, der uns jetzt in das Stadthotel fuhr, wo dann morgen der Trip samt Chauffeur und Reiseleiter beginnen würde.

 

 

Die andern dachten das auch, wie sich später herausstellte, und das war unser erster multipler Fehlgedanke.

 

 

 

 

Die ersten Meter des Reisebüschens waren symptomatisch für das was folgen sollte.

 

Es knackte gewaltig und Einar drückte den Gang lautstark in die von ihm persönlich bestimmte Position,

 

 die fahrtechnisch unzweifelhaft nicht die Optimale war.Trotzdem, im flotten Tempo ging es nach dem ersten Anfahrtshüsteln des Motors der Stadt entgegen. Das Girl der Agentur, das unsere erste Fahrt begleitete, versorgte uns währenddessen mit den ersten organisatorischen Infos. ihr Bärndütsch plätscherte etwas dahin.

 

Alles im grünen Bereich war man geneigt zu denken....

 

aber dann kam es.. Nein .. das kann nicht...Nein .. Ich musste mich gerade heftig verhört haben.. Einar sei während der ganzen Fahrt von lockeren 2200 Km unser Fahrer, Koffermensch und Guide zugleich.....Noch blieb Hoffnung, mich getäuscht zuhaben.. Ja ...morgen würde alles anders sein und so fand ich mich zum ersten Get-Together im Panoramarestaurant ein, wo ich beim üblichen "was machst du und wer bin ich"zu einem positiven Fazit punkto der Mitreisenden kam, und unsere erste weisse Nacht klang in gemeinsamer Vorfreude auf das Bevorstehende fröhlich aus.

 

Am Morgen.. Was für eine Wohltat..

Wir sind Schweizer.. Und die ganze Gruppe stand tutto completto 10 Minuten vor Zeit in der Lobby parat.

 

 Aber oha lätz.. Das technisch-  und personalpolitisch inspirierte Ungemach nahm just jetzt seinen Anfang.

 

Alles Hoffen hatte nichts genutzt.. Einar erschien..Und das allein, ohne einen Fahrer oder Reiseleiter, und mit der ersten unangenehmen Botschaft.. Der Gepäckanhänger sei defekt, was in der Folge bedingte, dass ein Grossteil der Koffer mühsam durch den super engen Gang des Busses geschleppt und gewürgt werden musste. Aber tantpis.. Wir sind ja alle reiseerfahren. No problem.

 

Einar übernahm im Cockpit das Kommando.. Der Start glich demjenigen am Flughafen..und als sich das Getriebe mit Einar einigermassen angefreundet hatte, wollte dieser sich uns auch akustisch annähern. Dafür stand im Bus ein Mikrofon mit Headset zur Verfügung.. Eigentlich eine geniale Erfindung...

 

 aber schon nach den ersten Sekunden tönte es ab Reihe 2:

 

" Wir hören nichts!!!". Und wenn es e i n e n prägenden Satz für diese Reise gab. Dieser war es.

 

 

 

 

Inzwischen hatten wir die rauchende (Reykja) Bucht (Vik) verlassen und ich konnte dem nebulösen Gemurmel des Lautsprechers

 

einige Wortfetzen entlocken, die mich vermuten liessen, das die Fahrt nun -  wie poetisch - der Ebene der wehenden Pferdemähnen entlang führte.

 

Doch schon bald verschwanden die Erklärungen auch mental in der Ferne... Die Tektonik der Insel zog mich unweigerlich in ihren Bann. Diese Landschaft..

 

Faszination pur...abosolut baumlos ... olivmarmorierte endlose Flächen... Bergkämme, allesamt aktive oder ruhende Vulkane, in allen Variationen.. wild gezackt.. sanft geschwungen.. horizontal abgetragen.. verziert mit grünem Moos.. schiefergrauer Lava.. roter Erzerde.

 

Und darüber das ewige Spiel der Wolken...wo wenn nicht hier.... ist der Geburtsort der Wolken?

 

Wie in einem Bühnenbild hängen sie sich in verschieden Höhen über die Landschaft.. Zuoberst am blauen Himmel mit verwaschenen halbtransparenten Zirren an der Seite ausfasernd...in der mittleren Etage in schwarzquellenden Bändern, den Bergflanken entlang schleichend und unten weissflauschige cumuli.. als schwebten sie an einem immagiären Nylonfaden unter den übergelagerten Schichten. Der Wind als Regisseur.. Die Szenerie im Minutentakt wechselnd..blaue Himmelsfenster aufreissend um sie gleich wieder mit Wolkenwänden zuzuschieben. Schatten und Lichtinseln auf die kargen Wüsten zaubernd, diese dort wandern lassend.

 

 

Dies alles hätte keiner Erklärung bedurft.

 

Meine Augen tranken dieses magische Gelände,

 

aber Einar wollte seiner Berufung als Wissensvermittler nachkommen. Dafür bot das erste geologische Highlight, der Graben zwischen der eurasischen und der amerikanischen Kontinentalplatten, ausreichlich Geprächsstoff oder sagen wir hätte geboten, denn der Metallbogen des Headsets schwebte gute 10 cm über über Einars Ohr, was eine komplett ungünstige Verschiebung des Mikrofones in Richtung seiner Nasenflügel bewirkte.. Und da er das Pölsterchen, welches das Mikro ummantelte, bereits vorgängig abgerissen hatte, drangen nicht seine Worte, sondern seine Atemtechnik ungefiltert an unser Ohr, was wir umgehendst mit 14-stimmigem "wir hören nichts!"quittierten. Einar, der das Problem fälschlicherweise bei der Lautstärke ortete, belohnte uns mit dem ruckartigen Aufdrehen des Reglers und durchjagte unsere Gehörgänge mit einem schmerzscharfen Hochfrequenzpfeifen. Die Besichtigung der tektonischen Verwerfungen war anschliessend hochinteressant.

 

Einar formulierte es treffend:

"Island ist wie ein weit aufgeschlagenes Buch der Geologie.“ Und weil er es draussen sagte, verstanden wir es auch.

 

Später kamen unsere Sinne noch bei den Hraunfossarwasserfällen ins Schwärmen bevor es Richtung erstes Hotel ging. Der etwas blutleere Hotelbunker überraschte mit relativ grossen Zimmern und auch das Essen war nicht zu beanstanden, interessierte aber weniger, denn

 

unsere Gruppe musste durch eine erste Zerreissprobe.

 

Einars Mitteilung, dass es morgen einen neuen Bus mit intaktem Anhänger geben werde, wurde noch freudig aufgenommen, jedoch total absorbiert von der Frage, wie sich die fakultativen Walbeobachtungstouren von morgen Abend mit dem Nachtessen und dem Wunsch nach dem Schauen des EM-Finals vereinbaren liessen. Eigentlich gar nicht

 

und Einar meinte pragmatisch: „Schauen wir mal, dann sehen wir“,

 

was uns zu schwammig war, und es begann ein angeregtes Debatieren. Die drei am Tisch, unter intensivsten Diskussionen ausgeheckten Varianten, brachten Einar tüchtig ins Schwitzen und vor allem ans Telefon und wie so oft in solchen Situationen wurde gar nichts geändert. Die 2. Hälfte des Finals samt Verlängerung…..nun wir erfuhren das Resultat dann auch noch, aber das wäre jenen Ereignissen vorgegriffen, die der Reise endgültig Salz und Pfeffer bescherten sollten.

 

Am andern Morgen wich die Freude über den "neuen Bus" beim Anblick des Gefährtes augenblicklich.

 

Es war wohl die letzte Schwarte, die auf der ganzen Insel aufzutreiben war.

 

 Einars Fahr(un)künste blieben die gleichen und die vorderste Sitzbank war verdankenswerterweise dazu übergegangen, ihm vor jeder Abfahrt das Headset korrekt anzuschnallen. Das brachte immerhin Informationen für die nächsten 10 Minuten bis Einar das Mikro weggestikulierte und die Geschichte samt Hochfrequenz wieder ihren Anfang nahm.

 

Die Fahrzeiten des heutigen Tages waren lang und das Wetter holte alles aus der Trickkiste. Stürmischen Wind, dicken Nebel, lichte Himmelsfenster von heiterstem Blau, peitschenden Regen.

 

 

Ja aber wo ist denn der Schalter für den Scheibenwischer? Von den hinteren Sitzen wurde geraten, es mal auf der rechten Seite des Steuerrades zu versuchen,

 

während dessen wir im Blindflug über den Asphalt pretschten, was der Spurtreue auch nicht durchgehend zuträglich war.

 

Wie auch immer... Wir gelangten unbeschadet zum kleinen Mooshof.. eine Art Mini-Ballenberg mit grasüberwachsenen Torfhäuschen, wo wir einen Eindruck aus früheren isländischen Lebensgewohnheiten bekamen. Die Kaffestüva ist übrigens einen Stopp für ein süsses Dessert wert. Das schnusig eingerichtete Häuschen mit Häckeldeckchen und romantischem Landhausdeko. Ein warmer Apfelkuchen.

 

Ein Schlagrahmhäubchen darauf zerfliessend...eine heisse Schokolade, dampfend. Was will man mehr?

 

 

Unser Mittagessen war aber erst für Akureyri, der Hauptstadt des Nordens, angesagt. Das Städtchen konnte mein Herz nicht gewinnen. Etwas kühl... mit wenig Charme versehen und überhaupt, unser Bus war wieder einmal Gesprächsthema, denn die Eingangstüre liess sich von aussen nicht mehr öffnen. Einar hängte sich an sein Phone um Unterstützung zu erhalten, und als wir zurückkehrten gab es eine Lösung, eine halbe und die ungelöste Hälfte bedeutete, dass man die Türe von aussen nur zuschieben durfte, wenn noch jemand drinn war.

 

Ja,  das tönt unlogisch, aber ohne Schlüssel war das offenbar so.

 

Am Abend wurde dann - wie bereits angedeutet - der Teamgeist der Gruppe geprüft.. .. Die Fussballfans entliessen die Walsucher, um sich die nächsten 3 Stunden im Fischerdörfchen Husnavik um die Ohren zu schlagen. Letztere waren bei garstigstem Wetter mutig in ihren knallig orangen Overalls in das offene Boot gestiegen.

 

Angesichts der Wellen habe ich sie nicht beneidet, und wir nahmen sie nach 180 Minuten kreideweiss und schockgefroren wieder in Empfang,

 

räumten sportlich unseren Tisch in der ersten Reihe vor dem Bar-Fernseher (es wäre jetzt gerade erst so richtig spannend geworden in Paris) und begaben uns auf die Fahrt zum Hotel, das ein umfuntioniertes Schulhaus war. Eine tolle Idee, diese Kleininternate im Sommer als Touristenunterkünfte zu nutzen. Unsere dampfenden Walscouter hatten derweil für eine Rundumbeschlagung der Busfenster gesorgt, der Lüftungsschalter funktionierte eh nur nach dem Zufallsprinzip und so unterhielt uns Einar in einem lichten Moment der Lautsprechertechnik mit den Erinnerungen aus seiner Studentenzeit. Das sei nun über 60 Jahre her... !!

 

Endlich ... Das Ziel war in Sicht..noch ahnte niemand, dass uns der grösste Aufreger der Reise unmittelbar bevorstand..

 

 

 Das Haupthaus stand auf einer kleinen Anhöhe. Kiesweg. Just in der Mitte der Steigung stoppte Einar den Car......     und fand den Schreifpunkt nicht mehr. Das Gewicht des Anhängers zog unseren Wagen nach rückwärts den Hang hinunter. Ein Versuch, ein zweiter...... ein dritter. Und nun hatte sich der Anhänger quergestellt. Was würde beim nächsten Abrutscher geschehen?

 

Hebelwirkung und unser Bus würde kippen..??

 

Die Mitfahrer der ersten Reihe mutierten zum CTO  (chef technical officer ) zogen beherzt die Handbremse. Unverzüglich evakuierten wir den Bus unter der gütigen Mithilfe aller isländischen Götter und Elfen im Blitztempo.

 

 

Mit einem Traktor befreiten die Hausherren des Schulhauses später den Bus aus seiner misslichen Lage. Es war der Moment gekommen des Abends das Reisegruppen-Thing einzuberufen...und, nachdem eine Einerdelegation mit viel Fingerspitzengefühl unseren Wunsch nach einer Änderung übermittelt hatte, sah auch Einar ein, dass ein neuer Fahrer auf allen Seiten Entspannung brächte.

 

Wir hatten Einar schon längst in unser Herz geschlossen, bewunderten seine Fitness und sein Wissen. Aber jetzt ging es um Sicherheit.

 

Das Servicepersonal zeigte beim Abendessen Verständnis für unseren Schrecken auf seine Weise und offerierte eine Runde " schwarzen Tod".

 

Wenn auch nicht der Name, so doch der hochprozentige Inhalt, sorgte für Beruhigung. Bald fand jeder sein Bett in den originellen Häuschen, die den Schülern sonst als Zimmer dienen.

 

  

Der neue Morgen sah selbstverständlich keinen neuen Fahrer.

 

Woher denn auch hervorzaubern mitten in der isländischen Pampa. Also starteten wir in alter Besetzung zu einem der Höhepunkte, dem Mywatensee (Mückensee), aber mit  Einars Zusicherung, dass ein neuer Chauffeur eingeflogen werde. Die Anmut des Gebietes liess uns schnell vergessen..Der See mit seinen malerischen Inselchen lag friedlich selbstbewusst zwischen den millionenalten Kratern ...der Himmel klar, die Luft jedoch eisig kalt.

Erwärmung versprach der anschliessende Besuch eines geothermischen Gebietes. Eine Symphonie aus ockergelben Wüstenfeldern und blubbernden taubenblauen Wasserlöchern umrandet von kristallisierten weissen Salzrändern.

 

 

 

Dampfende Steinpyramiden....Einfach faszinierend! .

 

 

 

Doch wer hätte sich den anstehenden Badefreuden in einer Miniversion der blauen Lagune entziehen wollen. Das von heissen Schwefelquellen gespiesene Naturbad lockte mit 3 verschieden warmen Pools und mehreren Hottubs.

 

 

Umziehen auf isländisch inbegriffen. Per Gesetz hat man sich vor dem Anziehen der Schwimmutensilien

 

im Adams- bzw. Evaskostüm abzuseifen.

 

Und dann hinein ins dampfende Hellblau.

 

Durchgewärmt und eingedampft ist es nachher auch nicht mehr weit zur nächsten Nächtigungsstelle, eine alte Telefonstation, hübsch als Hotel hergerichtet und die Küche glänzte mit Innovation auf gepflegt weissen Tischtüchern, Gedecken und Stoffservietten.. Eine Seltenheit im Land des 'help your self.

 

Ganz hinten in der Ecke sass übrigens ganz still und unauffällig Wasily.

 

Tatsächlich hatte die Reiseagentur es fertig gebracht, einen neuen Fahrer zu organisieren. .Er war es - wie wir des nächsten Morgens erfuhren; und wir starteren frohgemut mit spichwörtlich neuem Drive in die nächste Etappe. Wasily legte ein zackiges Fahrtempo vor.. zu zackig für einige... Aber er war für konstruktive Kritik zugänglich und so konnten sein rumänisches Temperament erfolgreich bändigen.

 

 Einar durfte sich von nun an der Funktion des Reiseleiters widmen, was ihn noch fleissiger zum Mikro greifen, aber nicht unbedingt in das selbige hineinreden liess. Das beschriebene Szenario blieb uns also erhalten:

 

" Wir hören nichts!!"

 

Alles wollten wir auch nicht hören. Insbesondere, wenn sich zwischen den beiden Herren im Cockpit Meinungsdifferenzen ergaben. Man war eben unfreiwillig zusammengekommen. Beidseitige Frustrastion hing zwischen ihnen. Wasily war wohl aus seinem Urlaub abberufen worden, und an Einars Stolz nagte leichte Kränkung. Aber man hört ja immer, was man nicht sollte: Zum Beispiel Wasilys Urteil über unseren Bus:"This car is garbage and ugly!“ Wir konnten uns ein ziemlich breites Grinsen nicht verkneifen.

 

Der maskuline Zickenkrieg

 

in der Kommandozentrale sollte uns aber nicht weiter stören, denn das Gebotene an Natur war atemberaubend; unsere Kameras fanden keine Ruhe. Hinter jeder Kurve eine neue Entdeckung. Ein weiterer Augenschmaus.

 

 

Blauzüngig schieben sich an der Ostküste tiefe Fjorde in die zerklüfteten Vulkanriffe.

 

Sanfte Hügel fliessen in zartem Carmel zu eisiggrauen Gletscherbächen,

 

die feinadrig das Hochland durchziehen, schlammfarbene Felder von erstarrter scharfschroffer Lava wechseln unverhofft mit getuffteten Moosflächen. Softig weich. Bei jedem Schritt den Fuss elastisch abfedernd, und in der Ferne leuchteten geheimnisvoll die Schneekappen der Gletscher, die ihr lauerndes Feuergeheimnis hüten. Dreiviertel der Rundreise hatten wir geschafft. Aber die Höhepunkte kämen erst

so Einars Einschätzung. So war es. Die Fahrt auf der Gletscherlagune,

 

wo richtige Eisberge fast phantomhaft unwirklich in kühlstem Blau an uns vorbeiglitten

 

 

 

 

 

 

oder der Foss aller Fösse. Der Gullfoss, der seine Wasser in dreistufigen Kaskaden über die Kanten stürzen lässt. Und einer der 5 Geysiere dieser Erde. Gespanntes Warten... bis die unterirdischen Gase eine blaugraue Wasserblase aufstülpen, um diese dann als zischende Wasserfontäne gute 6 Meter hochzujagen.

 

Tausendmal Klick!!!

 

 

Viele zauberhafte Landschaftsleckerbissen haben wir gesehen.

Aber Einar verstand es auch vorzüglich, uns die Menschen Islands näherzubringen, z.B. ihr Flair 

 

für Statistiken, gemäss denen jeder 4. Isländer ein Pferd sein Eigen nennt,

 

100 % aller Gemeinden ein öffentliches Schwimmbad mit ganzjährigem Aussenbetrieb besitzen, jeder 10. Isländer in seinem Leben mindestens ein Buch schreibt und mehr Schafe (400'000) als Einwohner 330'000) das Eiland bevölkern, von denen letztere zu 50 Prozent in der nahen Umgebung von Reykjavik wohnen, die übrigens die jüngste Hauptstadt Europas ist. Neben wolligen Lämmern und schnaubenden Pferden, die sich herrlich frei im ganzen Land bewegen dürfen, teilen sich die Isländer ihr Gebiet aber auch noch mit ganz speziellen Kreaturen:

Trollen, Geistern und Elfen.

 

Einar griff sehr tief in seine Geschichtenschatulle.

 

Grauslig ging es da zu und her. Alt überlieferte Begebenheiten auf nebeldurchwobenen Hochlandwüsten, an steilabfallenden Kliffs, auf Brücken und in verwunschenen Wurzelbauten. Aber sie endeten alle identisch. Originalton Einar:

 

"Ja .. und dann waren sie natürlich alle mausetot und Jahre später fand man ihre bleichen Gebeine!!!"

 

und er liess keinen Zweifel offen, dass man hier an die Wahrheit dieser Geschichten und die Existenz sonderbarer Wesen, die das menschliche Leben beeinflussen, glaubt! Diejenigen, die dieses gefährliche Dasein überlebt haben, können sich heute in einer der zahlreichen Bars treffen um etwas anzubandeln.. Aber halt!! Hohe Inzuchtgefahr bei einer so kleinen Bevölkerung.. Nun denn ...

 

Es gibt eine Lösung hierfür, das Bump App.

 

Hier können die Partygänger ihre Familienkoordinaten eingeben und schon zeigt diese an, ob der breitschultrige Björn Gustavson mit der attraktiven Helga Svensdottir evtl. gefährlich nahe verwandt wäre. Aha.. Fehlanzeige.. Pech für Björn, denn Helga ist eines dieser hübschen Polarkreisgirls, typischerweise mit gletscherblauen Augensternen und hüftlangem blondem Haar, oft zu einem kecken Rossschwanz aufgebunden, und wie alle jungen Ladies hier, schwarze Leggins tragend.

 

 

Unsere Reise endete nach 7 Tagen in der Hauptstadt, wo Einar zur finalen Stadtwanderung ausholte. Einen Plan wie, wann er uns anschliessend beim Hotel absetzen würde, gab es nicht.. Aber es klappte nach diversen Umdisponierungen...the islandic way.. No plan.. Solution will come!

 

Ein herzliches Adieu... wir werden ihn in lieber Erinnerung behalten..

 

 

 

Wir wirbelten im Tölt auf falbfarbenen Islandpferden über Heide und zwischen ochsenblutrotem Fels.

 

 

 

Wir stiegen mit Helm und Taschenlampe in das Lavacave.

 

 

 

Wir plantschen mit klammen Fingern an der Coca Cabana von Reykjavik im isländischen Atlantik.

 

 

 

Wir überquerten spaltendurchfurchte Gletscher mit Steigeisen und Pickel.

 

 

 

Wir lauschten in der „Harpa“ dem neuen Musiktempel, der virtuos geführten Querflöte,

 

verfolgten den Soundcheck von James Morrison für sein Konzert und huldigtem dem Gebäude für diese Glückstunde der Architektur, in der es geplant und nach der Bankenpleite auch noch fertiggestellt wurde.

 

 

 

Wir erlagen den Verlockungen der isländischen Geschäfte; waren Teil des "Windjackenfestivals" das hier alle Touristen veranstalten (Isländer tragen Pullover). Alle Marken. Jeder Schnitt. Trend  für die Mutigern: Türkisblau.. Für die Exoten: Pink.. Klar was ich trug .. oder!!!

 

 

 

Wir liessen uns von der Kreativität der Restaurants überraschen. Lamm und Lachs in farbenfroher moderner Variation oder Zuchhinispaghetti mit Parmesan und Basilikum.  Köstlich anders und das mit Blick auf den Hafen und die segelnden Möven.

 

 

 

Wir erfreuten uns auf der Waltour an den eleganten Sprüngen der übermütigen Weissflossendelfine und späten nach den Finnen der gigantischen Blauwale.

 

 

 

....Aber wir spielten nicht bei der Lotterie mit, der einzigen der Welt, bei der man Sperma gewinnen kann... Einen sogenannten Henstsprung.. Bei allen Besitzern einer Zuchtstute  - und Pferdezucht ist hier ein beliebtes Hobby - heissbegehrter Preis. Das Fohlen mit dem Vater ersten Blutes und Abstammung kommt in 11 Monaten.

 

 

Und immer wieder Natur.. Natur..

 

 

Die Berge im Landmannalaugar tragen schimmernd grünen Samt. In den Faltenwurf ihres Moosgewandes lassen sie puderfeines Pulver von dunkler Schokolade rieseln. Am Fusse die grahitgraue Mondwüste.. Eigenartig.. Sind wir noch irdisch oder schon Mondläufer? Der nächste Erhebung kleidet sich ganz different in Tiramisu, sahnig weiss-braun gestreift und überall brodelt der Boden. Du stehst auf Magma, du weisst, der nächste Ausbruch kommt. Vielleicht die „ Hekla“, die man erwartet, oder er? Der“ Snaefelsjökull“ grüsst in der Distanz mit seiner Eishaube erhaben von der Halbinsel über schwarz glitzendem Sand.

 

Zufall ? Dass Jules Vernes in seinem Roman  " Reise zum Mittelpunkt der Erde" seine Protagonisten gerade in den Schlund dieses schlafenden Riesen einsteigen liess, um die letzten verborgenen Geheimnisse der Erde zu lüften? Oder spürte der Vater der Fiktion...dieses Land... archaisch..verletzlich nackt..hat SEELE .. ..feurig & eisig zugleich.

 

 

 

Du gehst nicht... ohne dass sie dich berührt hat!                         

 

Franziska Stadlin  (Sommer 2016)

All rights reserved