
Ah, Charly, wärst Du nur nicht so habgierig gewesen…. Aber dazu und was dies mit der Stadt Zug zu tun hat, später.

Ich erwandere gerade Dijon und merke sur place, wie bedeutend die Stadt einmal war. Dein Vater, Philippe le Bon, war einer der bedeutendsten „Architekten“ des Burgunderreichs.

Unter seiner Herrschaft wurde Burgund richtig gross und das zeigte er auch in seiner Heimatstadt.

Wunderbare Bauwerke auf Schritt und Tritt. Durch geschickte Heiratspolitik und „Deals“ (kennen wir das nicht?) schuf er ein Empire, das sich wie ein Korridor von den Niederlanden, Benelux, Elsass, Savoyen bis gegen das Mittelmeer zog, wobei die Grenzen doch nie ganz klar waren, eher meandernd. Es war eine Zeit der Blüte.

Du, Karl der Kühne, tratest seine Nachfolge 1467 an. Das Gen „le Bon“ hattest Du aber definitiv nicht geerbt. Hochmut, Arroganz und Haudegentum bestimmten Deine DNA. Obwohl einer der reichsten Regenten Europas, war Dir „Viel“ nicht genug. Der burgundische Machteinfluss sollte weiter gesteigert werden.

Östlich und westlich des Ländereien-Korridors lagen Deine Begehrlichkeiten. Das fanden weder der französische König, noch die Lothringer und Eidgenossen „très amusant“. So kam es schliesslich zu den drei berühmten Schlachten, anlässlich derer Deine Heere immer den Kürzeren zogen. Du verlorst, so der Spruch:
In Murten: Den Mut.
In Grançon : Das Gut.
In Nancy: Das Blut.
Im letzten Scharmützel 1477 scheute Dein Pferd und du fielst vom hohen Ross. Unbeweglich in der Rüstung: Keine Chance: Game over! Und damit brach die Stunde der Zuger an, die als tapfere Krieger an den Auseinandersetzungen beteiligt waren. Und wir hofften auf fette Kriegsbeute, die wir dringend gebrauchen konnten, denn wir waren ja nach dem Seeeinsturz von 1434 (bei dem die gesamte unterste Häuserreihe des Städtchens in den Wogen versank) recht in der Pedruille. Kein Geld, um die Stadt zu restaurieren bzw. zu erweitern.
Als der Mammon schliesslich sprudelte, verloren die Zuger keine Zeit. Bereits 1478 legte man den Grundstein zu St. Oswald. Der Bau der äusseren Altstadt mit neuer Stadtmauer konnte beginnen. So war Dein Sturz vom Pferd eine gnädige Fügung für uns.

Trotzdem darfst Du stolz auf Dein Dijon herabblicken.

Die Beleuchtung am Abend:

Einfach ein Traum.

Ich genoss, die überschaubare Stadt in vollen Zügen. Das Hotel Philippe Le Bon überzeugte mit History-Chic

und romantischem gotischen Innenhof (wer Lift benötigt, bitte im neuen Gebäude buchen, das Alte betört allerdings mit Wendeltreppen aus dem 14. Jahrhundert.).

Beim Moulin à vent bestelle ich einen Chardonnay,

blicke in das Karussell, das wie der Zeitenlauf seine Runden dreht.

Wiedereinmal ist mir ein Licht aufgegangen. Geschichte, Historie, Wirkung und Auswirkung. Ein unglücklicher Abgang vom Ross…..alles hängt zusammen.
Ein Zuger Glücks-Fall.
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