Royal islands

Die Europa 2 nimmt nach Honfleur (Ausflug nach Giverny) Kurs auf die Kanalinseln Jersey und Guernsey, wo je ein Tag zur Verfügung steht. Eine direkte Anlandung ist nicht möglich. 

Das Schiff liegt jeweils auf Reede; die Tenderboote bieten einen Shuttletransfer an. 

Die beiden vom Golfstrom geküssten Eilande zelebrieren ihren Sonderstatus mit sichtlichem Genuss. Mir kommt es vor wie: „Weder Fisch noch Vogel“. Man nennt sie Kanalinseln, aber sie liegen gar nicht im Kanal, sondern in der geschützten Bucht von St. Michel, Frankreich. 

Nach machtgierigen Übergriffigkeiten sicherte sich der eigentlich aus der Normandie stammende Willhelm der Eroberer die britische Krone und so kamen 1066 vorest grosse Teile Nordwest-Frankreichs zu England. Der englische König nannte sich Herzog der Normandie. Als die Franzosen sich wieder aufrappeln konnten, musste England die Gebiete freigeben, die Kanalinseln blieben aber dem  Englischen König als persönliches Besitztum. 

So ist es bis heute, was zur seltsamen Situation führt, dass Jersey und Guernsey nicht staatsbritisch sind (sondern direkt dem Englischen König unterstellt), die Inselbewohner aber einen britischen Pass haben und trotzdem eine eigene Gesetzgebung erlassen. Sorry… ich komm nicht mit!!! So geben Jersey und Guernsey Pfundnoten aus, mit denen man nur auf den beiden Inseln zahlen kann, aber nicht in Great Britain, wobei wiederum das Britische Pfund auf den Inseln 1:1 akzeptiert wird. Die Inseln werden von der EU nach dem Brexit als EU Drittstaatenbehandelt; zu UK besteht Zollfreiheit. 

Unter dem Sonderstatus konnte sich eine blühende Finanzindustrie entwickeln. Die fast etwas putzigen Hauptorte St. Helier und St. Peter Port beheimaten eine grosse Anzahl von Firmen. Auf Jersey sollen es über 35‘000 sein. 

Die Dichte an Ferraris und Porsches sei im Königreich einzigartig. Ich sehe allerdings kein einziges Vehikel, sondern löse ein Ticket für den Oltimerbus. 


Das Englisch des Drivers tönt very britisch und wenn er „my Dear“ zu mir sagt, droht, das „ear“ fast über die pittoresken Klippen zu stürzen, denen wir entlangfahren. 

Ich habe den Lighthouseway Westside gebucht. Mit dem Topless-Brummi lässt sich die felsige Küste bestens erkunden. Höhepunkt und Jerseys Landmark: Le Corbière. Bei Ebbe kann man ihn zu Fuss erlaufen. Viktor Hugo, der lange auf Guernsey lebte, nannte ihn: „Den Hirten der Wellen“.

Mit seiner sehr mediterran anmutenden Vegetation macht Jersey Wanderer, Radfahrer und Botanikfreunde glücklich. Sie bietet alles in allem mehr als die kleine Schwester. Beide eignen sich aber hervorragend für einen relaxten Aufenthalt ohne Overtourism, dafür mit High Tea, Scones and clotted Cream. 

Auf Guernsy bildet the „little Chappell“ den touristischen Anziehungspunkt. Die kleinste Kappelle der Welt. Ein Mönch hat sie gebaut und mit tausenden Keramikscherben verziert. 

Unglaublich diese Wirkung. 

Ansonsten sind alle Insulaner mächtig stolz auf ihre Kühe, die sie liebevoll „Girls“ nennen. 

Die Zucht wird streng überwacht, damit der ausserordentlich hohe Fettgehalt der Milch erhalten bleibt. … und damit wurde ich natürlich zum Schluss noch verführt. The Ice Cream ist sensationell. 

Meine Wahl: Black Cherry!

Na, alles klar? Nein… Schön und interessant war es trotzdem.