Aurora Borealis

Über jeder winterlichen Reise nach Lappland schwebt diese eine Sehnsucht. 


Werden sie leuchten? Ich liege im Bett unter der Glaskuppel der wunderschönen Glas-Iglu-Suite. Das ist zauberhaft. Es schneit leicht…. aber das ist schlecht.

Mich hat das Fieber der Nordlichtjagd ergriffen. Alle sprechen davon. Alle suchen den nächtlichen Himmel ab. Auf Plakaten wird mit Himmeln voller grüner Schleier geworben. Hoffnungsvoll lade ich eine dieser empfohlenen Aurora-Borealis-Alert-Apps herunter. Da kann ich die Sonnensturmaktivität sehen. Je höher umso besser. Komm …komm…. Komm: „Roter Balken bitte“. Könnte die App grinsen, sie würde es tun: „Nein, nur grün und etwas gelb! Low activity!“ höhnt sie. Gut, dann nehme ich eine andere App. Diese kommuniziert sicher eine differenziertere  Einschätzung. Konkret fokussiert dieses Produkt auf die aktuell besten Standorte: Alaska….Tromsö…Murmansk. So unnötig. Come on: „Ich bin in Apukka!!!“

Die dritte App jongliert mit Prozentsätzen punkto Sichtungswahrscheinlichkeit. Bravo: 3-10% für Rovaniemi.

Ich rolle mich in die flauschige Felldecke. Heute wird das nix… wie die letzten 5 Tage auch. 

Immerhin, wenn es gar nicht klappt, habe ich wenigstens noch ein Foto vor einer Aurora Wand gemacht. 

Der nächste Tag beginnt strahlend. Wird es so bleiben? Der Himmel muss klar sein. 

Heute Abend haben wir den Aurora-Hunt-Train gebucht. Als die Sonne ihr frühes Farewell gibt, sieht es wolkentechnisch verheissungsvoll aus. Also ab in den Overall und die Heizsohlen, die ich mitgebracht habe, nicht vergessen. -23 Grad!

Der Aurora-Zug verdient keinen Schönheitspreis. Eine Art Metall-Kabinen auf Kufen mit Sitzplätzen, gezogen von einem grossen Snowmobil. Meine dritte App hat derweil ihre Sichtungsprognose etwas erhöht: 20%. Isch all daaa!! Die rund 30 Passagiere sind hoffnungsfroh eingestiegen. Die Fahrt ruckelt durch einen Märchenwald in reinem Weiss. Nur schon dieses Erlebnis ist traumhaft. Stilles Sitzen. Geniessen. 

Schliesslich lichtet sich der Wald. Von Ferne ein Feuer; daneben eine Kota. Wir befinden uns auf einem zugefrorenen See. Ca. 200 m entfernt: Ein Waldstreifen. Der Guide schart uns um sich. Er erzählt von den Nordlichtern. Wie sie entstehen. Was man überhaupt sieht… und was eben nicht. Für das menschliche Auge sind sie eher blass, aber die Fotokamera macht sie sichtbar. Er hat noch nicht fertig erklärt, geht ein Raunen durch die Reihen. 

„Da…. daaaaaaa…..!!! Ein leicht grüner Schimmer. Ohh … er wird heller! 

Die Tannenspitzen heben sich nun vor dem Schein ab. Die Kameras bringen es an die Nacht. Tatsächlich… eine grüne Aurora mit Rotanteil, was eher selten ist. 

Eine Glücksträne, die natürlich gleich zum Eiskügelchen erstarrt, kullert aus meinem Auge. 

Es leuchtet magisch. Petrolgrün erklimmt das Firmament. Orion und Riegel funkeln. Der Blick ins Unendliche. Ich bin ganz klein, eine winzige Kreatur, mit sehr kalten Füssen und Fingern. Plötzlich verschwindet das Licht, um sich einige Minuten später an einer andern Stelle des Horizontes wieder aufzubauen. 

Und ebenso unverhofft: Ausgeknipst. Dunkelheit. Ist es vorbei? Die Bühne des Zaubers ist erloschen. Das Feuer lockt. 

Ich strecke meine Hände darüber. Die „Abenteurer“ sind glücklich, rücken an der Glut zusammen. Sie reden aufgeregt über ihre Beobachtungen und Eindrücke. Einige besuchen die Kota. Im Zelt  ist es fast schon warm. 

An den Spiessen brutzeln die Würste, der Blaubeersaft schenkt innere Hitze. Mich zieht es wieder auf die Seenplatte. Ich staune in die Sterne. Erwarte nichts (mehr). In diesen Momenten schweift mein Blick nochmals über den Horizont zu den Fichten. Fatamorgana? Ein grüner Vorhang schwebt über dem schwarzen Wald.

Elegant oszillierendes Türkis. Ein hauchdünner Organzastoff, der sein Textil grazil in Falten wirft? Die Mitreisenden stürzen aus dem Zelt. Das Spektakel ist verschwunden, dafür bauen sich nun intensive Lichterflammen auf. Auch ohne Fotoapparat gradios. 

Ich stehe wie gebannt. Muss hinsehen… hinsehen…hinsehen. Diesen Schimmer aufsaugen.


Und genau in diese Magic of Colour sinkt unverhofft eine riesige Sternschnuppe.


In ihrem Verglühen nimmt sie meine Wünsche und die Dankbarkeit mit.

Ich danke meinen Kindern Aline & Florian, die mir diese fantastische Reise in den Norden geschenkt haben. An diesem Abend wurde sie gekrönt durch die tanzenden Lichter. Die beiden haben im Schnee  und bei klirrender Kälte alles gegeben, um diese fantastischen Eindrücke mit den Kameras festzuhalten.

Ich durfte aber noch viel mehr erleben. Up date folgt in den nächsten Blogs.

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Kommentare: 6
  • #1

    Dorte (Freitag, 09 Februar 2024 16:06)

    So ein schönes Erlebnis und grosszügiges Geschenk.

  • #2

    Rena de la casa (Freitag, 09 Februar 2024 19:12)

    Ein einmaliges Geschenk deiner Kinder
    passend in der Kälte ‚verpackt‘
    bleibende Erinnerungen und Dank
    Magic for you !

  • #3

    Annalies (Samstag, 10 Februar 2024 13:39)

    Auch wenn das Spektakel von kurzer Dauer war, wird es der ganzen Familie eine wunderbare Erinnerung, in der Zukunft bleiben. Schöne Zeit und liebe Grüsse.

  • #4

    Albert Müller (Samstag, 10 Februar 2024 17:54)

    Herzlichen Dank für den wunderbaren Einblick in die Franziska - Aurora - Wand in Lappland!

  • #5

    Irmgard (Montag, 12 Februar 2024 16:01)

    Deine Reiseberichte sind wie immer ein Hochgenuss. Wie aufmerksam du Details wahrnehmen und humorvoll kommentieren kannst. Deine Berichte machen Lust, diese auch ein zweites Mal zu lesen und anzuschauen. Ich bin schon auf dein nächstes Reiseabenteuer gespannt.

  • #6

    Romina (Freitag, 16 Februar 2024 17:35)

    Wowww einfach fantastisch schön