Waka waka. II

„Komm… Francesca… wir fahren nach Babylon!“, heisst es am 2. Tag. „Ein Sprachentempel?“ sinniere ich.  Nein, meint Christof und später, wenn ich dort gewesen bin, werde ich resümieren: 

„Es geht um die Vielfalt von Lebensmitteln und um die Achtsamkeit in ihrer Herstellung“. 

Überhaupt… das hatte ich gar nicht auf dem Radar. Die Südafrikaner sind Foodies. Essen ist seeeehr wichtig…… hochwertiges Essen. 

Der Besuch von Märkten mit kulinarischen Angebot, scheint eine der Lieblingsbeschäftigungen der Lokals zu sein. In „The Old Biscuit Mill“ in einen neuerwachten Quartier Kapstadts gelegen, regieren die Geschmäcker ders Afrikanischen Kontinentes. 

Aus Ländern querbeet werden herrliche Mahlzeiten und Kostproben angeboten. 

Samstags und sonntags ist der „Orange Market“ neben dem Fussballstadion ein Must für neugierige Gaumen. 

Vielleicht sich ein Plättchen mit Droewors, getrocknete Fleischstreifen, zusammenstellen  lassen? 

Olivenöl probieren? Es ist eines der besten weltweit. Das „Morgensteen“ zum Beispiel bringt es auf 99 von 100 Punkten. 

Es wird eingekauft, was die Körbe halten und danach setzt man sich auf die aufgestellten Holzbänke, wird Teil des Sehen und Gesehen werdens; 

das Gelage mit Freunden kann beginnen. 

Wem es hier zu eng wird, dem kann ich eine weitere Form des kulinarischen Zusammenseins empfehlen. DAS PICNIC!  

Besonders am Wochenende pilgern Heerscharen von Menschen mit Kind und Kegel zu den angesagten Plätzen, ausgerüstet mit Decken und natürlich Weingläsern. 

Hier breitet man sich unter lichtem Schatten am Boden oder an Tischen aus und zelebriert das Leben. 

Auf LOURENFORD warten XL-Kissen für die Siesta,

und in der Markthalle locken die Foodstände,

Viele Weingüter bieten Picnickörbe an, die vorgängig online zusammengestellt werden können. 

Nur noch abholen und geniessen, und für Nachschub gibt es kleine Shops und Verkaufsstände.

Auch das „Babylon“ eignet sich für einen solchen Ausflug. Das Mekka aller Fans von authentischem Essen und schöner Dinge. 

Liebevoll ist jedes Produkt verpackt. Im Seifenlabor umhüllt mich Rosen und Lavendelduft. 

Im witzigen Weinmuseum erfahre ich, dass Kapstadt eigentlich als Versorgungsstation für die Segelschiffe, welche die Gewürzroute Europa-Indien befuhren, gegründet wurde. Hier konnten die Mannschaften Proviant im grossen Stil besorgen. Allerdings waren auch sie es, die tausende von asiatischen Sklaven hierhergebracht haben.

Auf rund 300 Hektaren (keine unübliche Grösse für hiesige Anwesen) wird hier im Babylon mit Passion produziert und angebaut, was das Herz begehrt. Die Gärten verlocken zu lauschigen Spaziergängen.

Hätten wir nicht noch einige Weingüter im Programm gehabt, ich wäre beim Weichkäse schwach geworden. Ich muss jedoch dem zartcrèmigen Schmelz nicht lange nachtrauern, denn jetzt wird es nobel.

„Wem gehört es denn“, frage ich gwundernasig meist bei beim Besuch eines Estates. Und fast immer kommt die Antwort: „Einem Milliardär!“ 

Dieses Mal muss ich gar nichts questionieren: „RUPERT & ROTHSCHILD“. Da hatten sich zwei gefunden. Der reichste Südafrikaner und der Baron von und zu. Leider hat Letzterer die Eröffnung seines Estates nicht mehr erlebt. Die Atmosphäre an diesem Platz ist aufgeräumt, modern. 

Wer dies liebt, ist hier gut aufgehoben. Ein Karoo Lamm bestellen und die Aussicht geniessen. Perfekt.

Architektonisch ganz gewagt geht es im nächsten Weingut zu und her. 

PASARENE fällt mit einen ausgefallenen Tastingroom und originellen Weinetiketten auf. 

Keine Zeit für mich, auf der Terrasse zu verweilen, denn es wartet ein besonderes PLAISIER.

Hier, wo die Vergnüglichkeit zur Namensgeberin wird, begegne ich meinen persönlichen Lieblingswein. „Le Plaisier du Merle 2018“. Dabei finde ich dies erst später heraus, als ich die erstandene Flasche mit  Freunden im privaten Rahmen trinke. 

Im PLAISIR will mich Christof  übrigens gar nicht mit Wein erfreuen, sondern mit Gin.  Die Weingüter müssen kreativ bleiben. 

Im Restaurant mit ausgefallener Wandmalerei koste ich mich durch die Sorten „Sommer“, „Herbst“  und „Winter“. Dazu werden verschiedene Tonicwater kombiniert. Die Vögel zwischern es hinter meinem Rücken. 

I go for Sommer!

Die Fahrt geht weiter ins das berühmte Weinstädtchen Franchhoek. Hier reihen sich die Estates wie Perlen an der Strasse auf. Aber Attention: Immer mal die Öffnungszeiten konsultieren. Nach 16.00 Uhr kann es schon mal heissen: „Rien ne va plus“. So muss ich aufgrund eines renitenten Jungspung-Kellners meine Gelüste auf den perligen „Cap Classic“ vorerst vertagen. Im LA LUTE  - mit französisch inspirierten Esstempel - ist man da sehr streng. 

Auf zur Alternative: Eine Hotelperle. 

Im LA RESIDENCE - eigentlich ohne Zimmerbuchung nicht besuchbar, aber Christof macht es möglich -  versinke ich schliesslich hinter bombastischen Rosenarragements in einem butterweichen Samtsofa und lasse es in der Lobby prickeln. 

Cheeers!!

Noch ist nicht genug Waka Waka! 


Es wird extrem bunt in Teil 3.


Wait and read.

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Kommentare: 5
  • #1

    Rena de la casa (Freitag, 03 März 2023 20:13)

    Einfach herrlich, es pulsiert, Lebensfreude pur!
    ‚Vorfreude herrscht’ auf deine nächsten Abenteuer, Francesca grazie.

  • #2

    Werner Weber (Samstag, 04 März 2023 06:20)

    Liebe Franzisca
    Durch deine Reportagen erlebe ich auch persönlich ganz viel Neues. Wow.
    Herzliche Grüsse
    Werner

  • #3

    Albert Müller (Samstag, 04 März 2023 20:36)

    Wunderbare "Foodies", aber der Gersauer bleibt bei Käsekuchen und Schnaps...

  • #4

    Michel Planson (Sonntag, 05 März 2023 08:22)

    Magnifique et instructif...
    Merci
    ���

  • #5

    Appipapi (Montag, 13 März 2023 04:04)

    Nochmals vielen Dank für diese Beschreibungen eines Landes, das stolz sein darf auf seine Menschen, Farben, Tiere, Landschaften, Lebensfreude und Esskultur. Wer es nicht selbst erlebt hat, hat viel verpasst. Vive l‘afrique!

    Die Presse hat kaum noch Interesse darüber zu berichten

    Liebe Grüsse vom Horn des Kontinents