Nux Erotica

Man kann einfach nicht anders, wenn man die Nuss der „Coco de Mer“ betrachtet. Mehr Weiblichkeit geht in der Pfanzenwelt wohl kaum und vor allem nicht in diesen Dimensionen.

Die Seychelleninsel Praslin beheimatet eines der kleinsten Unesco Weltkulturerbe-Areale weltweit. Hier im „Vallée de Mai“ wächst sie, die „Coco de Mer“. Die endemische Palme kommt global nur in diesem Wald  und auf der Nachbarinsel Curieuse vor. Hier wird die botanische Kuriosität gehätschelt, und trotzdem überlässt man den Wald mehrheitlich der Natur.

Es gibt drei Spazierwege. Eine Führung zu besuchen, ist fast unerlässlich. Maya, das junge Mädchen aus Praslin, begrüsst mich zum Rundgang. Gleich am Eingang wächst ein weibliches Prachtsexemplar, das diverse Nüsse angesetzt hat. 

Wie üblich  in exotischen Ländern, gilt die Grundregel, nie unter einer Kokospalme zu verweilen. Eine normale Nuss kann einem schon fallenderweise den Garaus machen. Bei der Coco de Mer sprechen wir jedoch von min.16 bis max. 38 Kg pro Stück. Sobald die Schwerkraft tätig war und eine reife Nuss günstigen Boden findet, beginnt sie sehr sehr langsam auszutreiben. Sie wird 15 Jahre lang jährlich nur ein Blatt hervorbringen und schon mal Richting 7 Meter Höhe starten. Die gerillten Blätter sind von elegantem Design, leicht überhängend an langem Stiel. 

Erst jetzt wird das erste Mal eine Blüte wachsen und es wird offenbar, ob es eine männliche oder weibliche Pflanze ist. Die Bestäubung ist immer noch nicht ganz geklärt. Das Männlein ist grösser und der Wind dürfte eine Rolle spielen.

Links am Blütenstab fast unsichtbar: Der Gecko
Links am Blütenstab fast unsichtbar: Der Gecko

Ein anderer Helfer ist der „Giant Gecko“. Er krabbelt perfekt getarnt über den phallischen Blütenständer des Palmenboys, wobei Pollen an seiner rauhen Haut hängen bleiben und alsbald besucht die Echse ein Palmengirl, um in ihrem Blütentrichter Necktarwasser zu nippen. Voilà. 

Blüten
Blüten

Das Heranreifen der Nuss ist mehrjährige Schwerstarbeit für die Mutterpflanze,  schliesslich produziert sie den grössten Samen der Welt. Die Coco de Mer ist  deshalb Teil des Seychellischen Nationalstolzes und geniesst Kultstatus. Ärgerlich deshab, dass sie botanisch : „Lodoicea Maldivica“ (Malediven) benamst wurde. Ein Irrtum. Die Nüsse wurden nur dort angeschwemmt und erhielten den Namen: „Meeresnüsse aus den Malediven.“ Nach ihrer Entdeckung entspann sich ein schwungvoller Handel mit den Nüssen. Damalige Herrscher bezahlten umgerechnet bis zu 70‘000 Franken für ein schönes Exemplar, um

es ihrer Erotiksammlung einzuverleiben. Dies führte beinahe zum Aussterben der Pflanze.

Wer noch 16 Kg plus Platz im Koffer hat, sollte sich die Anschaffung der nicht ganz günstigen Vaginalnuss trotzdem gut überlegen. Bis vor 2 Jahren war die Ausfuhr sacrosankt verboten; heute möglich mit einer gouvernalen Bewilligung. 

Damit unser Wald-

spaziergang nicht mit einer Formalität enden muss noch dies:


Gemäss den Einheimischen geht die Weise, wie „Coco Eva“ und „Coco Adam“ Hochzeit halten:

In tiefdunklen, stürmischen Leermondnächten beuge er sich zärtlich zu ihr herab...

und kein Mensch hat je gesehen, was dann geschieht... 


Ich höre ein Rascheln.


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