Zuckersand & Silberquell

„Anse“, das ist das erste Créolische Wort, das ich auf den Seychellen lernte. Es heisst nicht „plage“, es heisst nicht „beach“. Strand heisst „Anse“ gefolgt von einem individuellen Namen. „Anse Louise“, „Anse Royale“. Sie sind das Kapital der Inseln und jeden zieht es unweigerlich zu ihren schneeweissen Bögen. Die Einheimischen und die Touragenturen sind sich einig: Die schönste Anse schmeichelt sich in La Digue an das granitfelsige Ufer.


Die Überfahrt von Mahé mit der Kokosfähre nach Praslin dauert eine Stunde. Wer Talent zum Klammeraffen hat, kann gerne an der Frischluft im Oberdeck verweilen bzw. nach Halt suchen. Es wackelt und zischt mit salziger Gischt und die Reisetablette wärs gewesen. Der Gegenstand der nun seine Pflicht tut, heisst übrigens „Discomfortbag“.  Fliegen kann man auch. 

Von Praslin geht es für 15 Minuten weiter mit einer kleineren Kokos. Am Hafen werden die Besucher schon emsig erwartet. „Fahrrad?“ Die bunten Zweiräder sind heiss begehrt. Die Insel ist praktisch autofrei. Manch romantische Turteltauben  schlenzen  irgendwo ihre Velos hin... und ab ins Meer. 

Wir sind früh da. Aus irgendeiner gnadenvollen Eingebung hat die Tourleitung das Programm abgeändert und zuerst La Digue angesteuert. Unsere Gruppe will nur eins... „Anse la source d‘argent“. 


Silber plätschert hier zwar nirgends aber meine Erwartung steigt und steigt... ahhh und ohhhh ... da liegt sie. Zuckerweisser Sand flirtet mit Palmen, die ihre Fächer elegant über die mächtigen Granitfelsen wedeln.

Wirklich einmalg schön! und noch fast leer. Ich vergrabe meine Zehen im Champagner-Puder. Mein Auge trinkt... trinkt:  Aquamarin mit schwarzem Fels.

Stimmengewirr holt mich aus meiner Träumerei. Au weia ... die Costaliner kommen. Der multinationale Sandalen-Shorts-Pulk 

entert die Strandperle in Hundertschaft. Ein wildes Geklicke... einige haben extra einen weissen Sonnenhut dabei, um die berühmte Werbung für die süsse weisse Kugel ohne Schokolade zu minen. Es ist unverkennbar dieser Platz. 


Robinson Crouso ist schon lange gegangen und ich folge ihm. Für einen ganz kleinen Moment hatte ich den Silberquell für mich. 


Mit der Zeit wird man Strandexperte. Der schöne ist nicht auch immer gut. Es ist unbedingt auf die Warnschilder zu achten und Einheimische sind zu befragen, bevor man sich in das lockende Grün wirft. Sehr tückische Strömungen treiben unerkannt ihr Unwesen, und ab dem Eindunkeln geht man aus Prinzip nie ins Wasser. Gefährliche Jäger aller Art erwachen aus ihrem Tagesschlaf. Und Mister Steinfisch und Kollege Feuerfisch kennen kein Mitleid

Soweit ich auf vier Inseln herumgekommen bin, habe ich meine persönlichen Favoriten bis dato auserkoren. Um la Digue komme auch ich nicht herum, aber der als einer schönsten der Welt geltende „Anse Lazio“ auf Praslin ist nicht in den vorderen Rängen. 

Die Sandbank zwischen den Inselchen La Cerf und La Moyenne macht mein internes Rennen, gefolgt vom Strand der remoten Vulkaninsel Silouette.

Die Gedanken tanzen federleicht an diesen Gestaden... 

Anse ... D( anse)?

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