St. Tropez in Austria

"Damals... gnä Frau... wissen Sie auf der EUROPA.... musste ich 8 Mal am Tag das Hemd wechseln. Streng war das Kellnern auf dem Traumschriff, und ich war dünn wie ein Spaghetti, weil die Wege so weit waren und die Essensportionen für das Personal so klein. Aber die Welt habe ich gesehen. Nun bin ich seit 30 Jahren im Maria Loretto."

Alfred hat für mich, die "gnä Frau", den schönsten Tisch aus der Reservationsliste gezaubert. Vom Balkon des Restaurants geniesse ich den Weitblick von der Klagenfurtseite über den grünlichen Wörthersee. Badelustige strampeln mit Pedalos; ein Paar versucht sich im Duett auf dem SUP. Dort kommt es, wie es kommen muss. Von IHRER Rückanenansicht im knappen Bikini ist ER so entzückt, dass er IHR einen ordentlichen  Klapps auf den Po gibt. Die Unterlage gerät durch die unbalancierte Aktion ins Trudeln. Unter Gelächter von ganz Balkonien platschen die beiden, die sich noch verzweifelt Arm rudernd, retten wollen, ins Nass.



Derweil hat Alfred mich von seinem Exotikcocktail zum Start überzeugen können (ich drinke nie Cocktails) aber er passt wirklich extrem gut zur gelb getünchten Hauswand. Farbe und etwas Show ist hier neben exzellenter Qualität durchaus angesagt. Das Personal  in erfrischenden Mintaccessoirs gekleidet, schwarze Hose, weisse Turnschuhe samt Türkisdeko. 


Zwischen dem delikaten Seesaibling mit Petersilienenkartoffeln und dem Schwarzenberger Tiramisu erfahre ich, dass der Kaiser Franz  (Beckenbauer) auch schon hier war. Ganz nett habe er mit Alfred gesprächelt, und seine Entourage halb vorwurfsvoll gefragt: "Weshalb hat mich bis jetzt noch nie jemand an diesen  Ort gebracht?" Genau, Kaiser, das habe ich mich auch verquestioniert und überhaupt, weshalb ist der Wörthersee ein von mir bis anhin "unbearbeiter" Fleck auf der Landkarte geblieben? 

Hier, wo ich doch in "Velden" abgestiegen bin, ohne Wissen, dass dieser Ort als das St. Tropez von Austria bezeichnet wird. Meine Voyerismusgene erwachen schlagartig. Ich installiere mich des Abends also gleich mit einem Schlosssekt am Seecorso und fröhne der Tätigkeit, der hier offenbar alle nachgehen.

Beobachten!

Kleopatra ist auch schon da. Sie, eine Albinoversion der Aegyptischen Schönheit, in ihrem Schlepptau oder umgekehrt zwei Möpse, scheint hier Insider zu sein. Wenn sie sich an einen der aussichtsträchtigsten Tischchen setzt, düsen die Bedienerinnen umgehend mit einem grossen Wassertopf für die Hundis an. Ob Kleopatra noch oder wieder gefunden werden möchte, kann ich nicht beurteilen, aber sie versteht es, aufzufallen. Perfekt für dieses Velden. 

Links und rechts an Kleo vorbei scanne ich die Flaniermeile ab. Tolle und schöne Leute hier. Die Rothaarige am Wasser, 

Jetsetgirls mit Spiegelsonnenbrillen und 

umwerfende Paarkombinationen.

Promis soll es hier auch haben. SIR Elton ist angekündigt, Andrea Berg werde hier nächtigen. Aber ich, die ja zuhause auf der Strasse nicht mal meine besten Freunde bemerke, werde sie wohl selbst wenn... nicht erkennen. Immerhin nenne ich ein Bild zusammen mit Placido Domingo mein Eigen. Das ist doch was fürs Lebensalbum.

Brüderchen Zufall schreibt aber die Geschichten manchmal anders, und so schlägt ganz unverhofft meine multiple Paparazzisternstunde am Falkensteiner Edelstahlpool. Ich möchte da kurz schwimmen gehen. 35 Grad. Ich betrete das Areal, und was erspäht mein weibliches Aestethikauge?

7 Topbodies. Alle nebeinander auf Sonnenliegen sich räkelnd. Hu was für Männer!! Ich schleiche mich hinter ihnen durch. Nur möglichst weit weg von denen. Bin ja wohl nicht ihr Beuteschema. Das ist nun aber ein strategischer Fehler.  Ich habe soeben auf der andern Seite des Schwimmbades mein Tüchlein drapiert, da schnappe ich auf.... " ja die Jungs da..... die waren doch 2016 Meister in der englischen Premier League." Das katapultiert mein Adrenalin hoch. Mein Sohn Florian ist so begeistert von gewissen Mannschaften. Ich behändige das WhatsApp ... "du,  der letztjährige Meister ... England...wer war das?"

Es vergeht keine Minute: "Leicester" Es folgen Bildli. "Ist der auch hier? Und der da? Vardy, der Torschützenkönig?" "Hmm zu weit weg... muss mal im Pool schwimmen, da sehe ich mehr." Nach einigen unauffälligen Runden im Wasser: "Beide hier." "Wuaaahh" kommt die Antwort aus dem Chat. 

Und jetzt? Mein Sohn hätte mich nie darum gebeten... aber klar... ich muss jetzt einfach meinen ganzen Mut zusammennehmen. 99,9 % der Gäste haben die Stars offensichtlich nicht erkannt.... auch nicht, als sie in corpore zum Seeufer schlendern um sich aufs Lustigste zu vergnügen. Jeder soll  einen originellen Sprung machen. Die andern filmen. Nun: 

"Take it or leave it". Ich stelle mich daneben und beklatsche ihre Sprünge. "Having fun today?" "Oh yes" antwortet der mir Nächststehende. Jetzt ist schon mal  angebandelt und jetzt die ultimative Frage: "Darf ich von Euch ein Foto machen?"

"Sure... all together?" Ich bin platt.  Sie warten sogar noch bis Superstar Mahrey aus dem Wasser gestiegen ist. Nun tutto completto...  "Vardy bitte noch etwas mehr nach rechts." So dirigiere ich die Meisterboys in Badehosen bis das Foto stimmt... und am Schluss gibt es noch ein Selfie mit O Neill. 

Mein Jagdfieber ist mit dieser Aktion natürlich gebändigt. Ich lass mich durch das Städtchen treiben.

Die Oltimer haben es mir angetan. Stolz und hochglanzpoliert 

ernten sie die Blicke der retrobegeisterten Prommenierenden.

Die Geschäfte zeigen attraktive Auslagen. Die verlässliche Adresse für Mann & Frau ist Tschebull. Stilsichere Verkäuferinnen kleiden Dich von Kopf bis Fuss typgerecht ein. Auch für Autofanatiker, die sich noch textilisch auf das Formel 1 Autorennen im nahe gelegenen Spielberg einstimmen möchten, ist gesorgt, wobei mir die eher selten anzutreffende Aston Martin Kollektion aufgefallen ist.

Gleich neben dem Casino befindet sich DIVA. Das Angebot ist bunt, trashig und die Schuhe sehr hoch. Ich schlüpfe zum Spass hinein. "Uhhh, mit denen  komm ich aber nicht weit. 

Die Ladenbesitzerin hat ganz offenbar Erfahrung: "Mädel!!!! Stehen, sitzen oder fürs Bett! Und wenn Du doch damit gehen möchtest, zuerst Strümpfe anziehen, dann die Füsse mit Schaps tüchtig einreiben und damit den ganzen Tag Haushalt machen, bügeln, staubsaugen ect. Du wirst sehen, nachher sind sie wie Pantoffeln."

Schon wieder gehen die Lichter an. Der Springbrunnen tanzt seine Lichtershow. 


Zurück ins Falkenstein. Der Tag war bunt und morgen wird es herrlich. Ich treffe meine Freunde von der Weltreise (siehe Artikel Kreuzflug). 


Das gibt ein Gaudi und mein Blog hat frei.

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Kommentare: 1
  • #1

    Rena Fassbind (Freitag, 28 Juli 2017 15:22)

    Wie immer: witzig, spritzig und mit viel Humor nimmt uns la bella Francesca mit auf ihre tour d'horizon!
    Grazie mille, es macht richtig Spass, deine Erlebnisse mitzuspüren, als wäre man mit dir unterwegs!
    Ich freue mich auf dein nächstes Abenteuer, wohin des Wegs auch immer.
    A la prochaine, bella Francesca!