SALZ & FEUER

Heute geht es nach unten, geographisch und geologisch. 

Piran, das pittoreke Städtchen an der istrischen Küste

und am Nachmittag die weltberühmten Höhlen von Postojna.

Georgi weiss, um 9.00 geht es los. Aber was ist das. Der BMW hat eine Frischzellenkur erhalten. Mindestens 10 Jahre jünger, nun in schwarz belackiert und blitzblank.

Es entsteigt im blütenweissen Hemd und mit schnittiger Frisur: TIBOR. Und Tibor spricht... spricht viel. Ein ganz neues Erlebnis.

Er sei der Inhaber der Transportfirma... 5 Millionen unfallfreie Kilometer... Sportflugzeugpilot, CoKart-Fahrer mit Siegerwillen. 25 Stunden am Tag im Business... im Winter um 8.00 morgens reiche es manchmal fürs Skilaufen, ansonsten... ja die Slovenier.. "u know .. always work work work..." und am Schluss des Lebens, hätten sie keinen Genuss gehabt. Er sei da anders, Fun muss dabei sein.. "you must love your daily work" und mal etwas Aussergewöhnliches müsse auch drinliegen. Ich dringe noch etwas weiter in die Slovenische Seele vor, derweil wir Kilometer für Kilometer der Küste entgegeneilen.

"Slovenia people, you know... so calm and diplomatic." Aha mein Eindruck hatte mich also nicht getäuscht. Bei ihm, Tibor, fliesse eben noch etwas serbisches Blut in den Adern. Das sei gut für die Lebensbetriebstemperatur... nicht so zurückhaltend... outgoing u know? "Yes now.. I know."

Kurz vor Piran darf Tibor dann seine serbischen Gene zügeln. Wir stehen auf der einzigen Zufahrtsstrasse im Stau. Tätsächlich findet das örtliche Bauamt die Hochsaison für opportun, relativ unwichtige Strassenreparaturen vorzunehmen. 3/4 Stunden stehen bei 30 Grad. 

Margarete, unsere Stadtführerin, nimmt uns denn auch sehnlichst am Hafen in Empfang. Ihre Mutter war die erste Frau, die schon zu Jugoslavienzeiten Zimmer vermietet hatte. Von den Gästen hat sie so gut Deutsch gelernt. Vom Deutschen aber nun umgehend ins griechische "PIR", was Feuer heisst. PIRAN war also der Ort mit dem Leuchtfeuer.

Leuchtturm von Piran
Leuchtturm von Piran

Der Turm steht heute noch an der Spitze der Landzunge und versieht elektrifiziert seinen Dienst. Weiter geht es zum Rathaus, in dessen Räumen ein schwarzer Bürgermeister amtet.


Kein Zweifel, der geflügelte Löwe am Rathaus indiziert es: Die Venzianer waren hier. Neu aber auch für mich: Hat der Löwe ein geöffnetes Buch in den Krallen, wurde das Haus zu Friedenszeiten gebaut. Bei geschlossenem Buch im Krieg. Und dieser war nicht selten, galt es doch Piran zu halten, denn in unmittelbarer Nachbarschaft gibt es auch heute noch grosse Salzsalinen, die besucht werden können. Salz war in vorfrigotären Zeitaltern eines der wenigen zur Verfügung stehenden Konservierungsmittel. Wer es hatte, war mit Reichtum gesegnet.


Das weisse Gold!

Gleich um die Ecke ein Mini-Dogenpalast. Ein verliebter venezianischer Fürst liess das Haus für seine Angebetete, ein einfaches Mädchen aus dem Dorf, bauen, damit sie dort ihm winken konnte beim Ein- und Auslaufen seines Schiffes......  das ist zumindest im sehr katholischen Slovenien die offizielle Version.

Salz...Salz
Salz...Salz

Heute beherbergt das Haus einen kleinen Salzladen. 

Mmmh...Fleur de sel... ein Döschen gefällig?

Vielleicht haben die Amouösen bei ihren Rendez-vous der Musik des  einheimischen Komponisten Giuseppe Tartini gelauscht. Der zentrale Platz trägt seinen Namen und Tartini gilt als der slovenische Mozart. Seine Musik technisch kaum spielbar, denn er verfügte von Geburt an über einen sechsten Finger, was auf der Geige Griffe zuliess, welche die musikalische Konkurrenz nicht nachahmen konnte. 


Nun noch hinauf zur Kirche mit dem wunderbaren Blick über Piran und die ganze Küste des Landes, die 47 km lang ist. Eben vor einigen Tagen hat der europäische Gerichtshof zum nun schon 8 Jahre alten Konflikt mit Kroatien Stellung genommen. Das Land ist auf die Gewährung der Fahrrechte durch die Kroatische See angewiesen. Das Urteil befriedigt die Slovenen nur zum Teil... sie sind enttäuscht, denn ihre Rechte sind und bleiben nicht garantiert.

Ganz ohne Politik erkunden wir zu guter Letzt die engen Gässchen Richtung Hafen hinunter. Mediterranes Pastell. Verwaschene blättrige Fassaden. Blaue Fischerboote, hübsch und gefällig.

Die Toproofbaar ist leider am Mittag geschlossen. Das wär ein Plätzchen!!! Allerdings bei dieser Bruthitze freue ich mich auf Programmteil 2.



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