Bruxelles

Nur keine Gotik mehr.


Nur keine Fritten mehr.


Nur keine Waffeln mehr.


So schön es auch war.


Presto … presto…ab in die  europäische Hauptstadt. 

Neue Welten.

Gent
Gent

Dieser Plan scheitert bereits grossartig nach 5 Minuten. Ich dachte nach Brügge und Gent 

Gent
Gent

würde ich weitere Giebelhäuser locker wegstecken. 


Fehlanzeige. 

Ich werde vom weltberühmten Grote Markt in Brüssel noch hin und weg sein. Vor allem in der Nacht wird es royal bombastisch. Ich werde mich nicht sattsehen können und mir accompagné von einem belgischen Weisswein diesen Augenzucker aufsaugen. Muss frau und man gesehen haben. Aber das ist vorgegriffen…. Ich bin erst gerade angekommen.

Eigentlich habe ich Said übersehen… oder nein ehrlich… ich habe ihn abgewimmelt.

„Madame need help?“ Frau muss ja vorsichtig sein. Ich war vor Brüssel gewarnt worden. Also ein: „Non, non….merci!“ und zügiges Weiterschreiten. Vor mir hat sich gerade die Grande Place in ihrer ganzen Suplesse aufgetan… ich staune und suche mein Hotel. Aber wo? Das kann doch nicht so schwierig sein? Wie ein typisches Touristenopfer wägle ich meinen Rucksacktrolley über das holprige Pflaster und fühle mich, so früh morgens, zwischen den kerchernden Werkhofangestellten, die den Platz für den Tag  aufbretzeln und den klapprig-laut  Stühle aufstellenden Kellnern der Bistros ziemlich verloren. Nach der Komplettumrundung des Platzes fallen mir aber über einer kleinen Treppe hinter einem Restauräntchen versteckt, doch ein paar goldabgeblätterte Buchstaben auf, die mit dem Namen des Hotels einen Match ergeben könnten. Ich wage es… Durchschreite einen dunklen Flur ausgelegt mit einem verblichenem Teppich, der sich früher einmal bordeauxrot prahlen durfte und erreiche im tiefsten  Sombre ein Holzpültchen. „Francesca?“ tönt es laut… ha … es ist der Mann von vorhin…Said…. sehr breit grinsend. „Noch breiter ginsend: „Du wolltest Dir ja nicht helfen lassen!“  ich zucke entschuldigend die Achseln. Wir lächeln. In einigen Sekunden werde ich gleich mit dem berühmten belgischen Pragmatismus Bekanntschaft machen. Das Zimmer ist natürlich nicht fertig. „Toilette… ?“ „ Ähhh nein…also keine brauchbare aber kein Problem“, meint Said. Er noiselt etwas hinter dem Desk und wedelt plötzlich mit einem weissen Blatt Papier. „Das ist der Frühstücksvoucher von einem unserer Gäste, der früh  - ohne Breakfest - abgereist ist. 

Du kannst im Restaurant auf der anderen Seite der Place auf dessen Kosten essen und in der 1. Etage ist ein Cabinet de toilet.“  


Aha… the belgisch way. Auch später werde ich ihm noch begegnen. Es wirkt oft einiges etwas handgelismet. Funktioniert aber oder, wenn es nicht funktioniert, ist es offenbar egal. 

Einen ersten Überblick bietet die Hopp  On Hopp Off Stadtrundfahrt, die im spärlichen 40 Minutentakt an den Spots of Interest anhält. Da erfährt man auch vom Comics Museum, das wir passieren. Belgier lieben Comics. Nur da ist kein Museum zu sehen. Auch die andern Fahrgäste schauen sich angestrengt um. Nada. Es scheint sich eher um eine allgemeine Quartierangabe zu handeln oder die Busfahrt läuft nicht synchron zum Text. 

Also mache ich mich später auf die Suche, denn der Buskommentator hatte in den höchsten Tönen von Tim und Struppi (Tintin & Milou), die fast nationalstolzmässigen Status erreichen, geschwärmt. Irgendwo in einer Hinterstrasse werde ich fündig. 

Die Ausstellung ist sehr interessant. 

Wer hats erfunden? Die Mönche. 

Jedoch ich wundere mich: Wo sind Tim und Struppi?

Schlümpfe… allenthalben… Schlümpfe und andere Figuren aber:

„Ahh ja“, Tintin und Milou seinen im Haus des  Erfinders „Hergé“ zu besichtigen, flötet die Auskunft. Tant pis. 

Also Brüssel ohne die Globis Belgiens. 

Nicht zu übersehen ist dagegen die Sehenswürdigkeit Nummer 1 in Brüssel. 

Das Atomium hat einen Lift, der in 23 Sekunden in die oberste Kugel mit Restaurant pfeilt. Nur ich finde den Eingang nicht. Ist das gewollt? 

Dann eben die Treppen für die andern Kugeln. Ich erwarte eigentlich wenig, bin dann aber doch begeistert. 

Auf den ersten beiden Levels befinden sich Ausstellungsgegenstände über den Bau und die Weltausstellung 1958.   

Weiter oben wird es dann mit Lasershows futuristisch. 

Zuerst schlürft mich ein Tunnel in rot und blauem Strotoskopgefunkel ein Stockwerk höher. 

Von dort geht es über illuminierte Treppen in eine Art Dom,    

wo sich Neonröhren abwechselnd im Beat-Rhythmus und sphärischen Klängen austoben. 

Mal hektisch dann wieder säuselnd. Wieder unten angekommen empfängt mich Asphalt auf Spiegelei- Brattempemperstur.

Zeit für ein Kunstmuseum, wo ich Kühlung vermute. 

Perfekt: Musée Magritte am Place Royale hat bis 17. 00 geöffnet. 16.20 bin ich da. Die Lady am Sicherheitscheck  hat aber offenbar surrealistische Ansichten von Meister Magritte übernommen. Für heute gebe es keine Tickets mehr. Es werde ja bald geschlossen. 

Am andern Tag mein nächster Versuch: Positive Überraschung. Am ersten Mittwoch im Monat sind die Kunstmuseen kostenfrei. 

Allons y!

So tauche ich ab in die Welten des Wolkenmalers, des Illusionisten, des Provokateurs. Wahrnehmung und Wirklichkeit verschmelzen, separieren und vereinen sich. Es bleiben mehr Fragen als Antworten und als ich wieder hinaustrete, und von der Anhöhe aus über die Altstadt blicke, sind da die gleichen Wolken wie auf den Staffeleien.  

Sind sie echt… oder sehe ich sie nur so?

Darüber kann ich, als der Abend etwas Frische bringt in den Gassen der Ville bas nachdenken. Die Stadt ist voll. Ganz Brüssel auf der Piste. Geuse, Bier und Kriek Boon (Kirschenbier) 

fliessen in rauhen Mengen. Bei den Waffeln will ich nicht hingucken. 

Nur der kleine  Manecke Pis sollte noch besucht werden. So ein Aufhebens um einen kleinen Pinkler. Sogar in farbiger Schoggi lebensgross zu haben. 

Ich ergattere einen Logenplatz in einer Kneipe an der Ecke und beobachte das Treiben um den Einkäsehoch.

Und zum Schluss nochmals die Grande Place, 

die jetzt im versaillehaftem Glanz erstrahlt. 

Bonne nuit Bruxelles.

Die Träume der Nacht bringen nochmals Magrittes Phantasien zurück.

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Kommentare: 5
  • #1

    Don Pedro (Montag, 08 August 2022 21:13)

    Also, wenn man sich in Brüssel beruflich bewegen muss wird die Begeisterung doch sehr gedämpft!

  • #2

    Albert Müller (Montag, 08 August 2022 21:31)

    Interessante Kommentare - accompagné de vin blanc -

  • #3

    Vreni (Mittwoch, 10 August 2022 18:50)

    Brüssel ist eine Reise wert merke ich, also sofort auf die Bucketlist schreiben.

  • #4

    Georges (Donnerstag, 11 August 2022 12:23)

    Ja, deine Beschreibungen reizen zu einem Besuch.

  • #5

    Rena de la casa (Freitag, 12 August 2022 15:28)

    Tintin, Magritte sind schon eine Reise wert, dazu noch Kirschenbier: irgendwann schaff ich‘s nach Bruxelles!
    Hab Dank für deinen lebendig bunten Blog, Francesca.