Oeulfi


Punkt 11.11 Uhr schreite ich vom Bahnhof her über die Kronenbrücke und damit bin ich hier eine willkommene Besucherin.


Solothurn liebt „Elf“ oder nein ... bitte richtig aussprechen: „Öufi!“


11 Kirchen


11 Stadtbrunnen


11 Hektaren Weingüter


11 Altäre in der Kathedrale St. Ursen


Als 11. Kanton der Eidgenossenschaft beigetreten.  


Eine Uhr mit nur 11 Ziffern


11 wird hier zelebriert.


Solothurn die Unbekannte. Was werde ich wohl entdecken? 

Nun, was liegt näher, als mich auf 11 Highlights zu konzentrieren? Nach drei Stadtführungen  kann ich aus den kulturellen Füllhorn schöpfen und habe  auch kulinarisch einen ersten Überblick.

Highlight 1


Mein „Hotel la Couronne“.

2017 wurde die Krone wieder als historisches Hotel eröffnet ( 2. ältestes Hotel der Schweiz). Sie war schon früher der place to be. Napoleon meldete sich an.  Die ganze Stadt geriet in Aufruhr, alles wurde herausgepützelt und der Wirt der Couronne betrieb gewaltigen Aufwand. Kurz vor der Stadt kam seiner Exzellenz jedoch zu Ohren, es wäre ein Anschlag geplant. So weilte er nur kurz auf ein Glas Wasser und schon war Bonaparte wieder verschwunden. Der Wirt blieb auf der Rechnung sitzen. Umgerechnet ca. 55‘000 Franken.

Weitere Persönlichkeiten nächtigen hier. Ob Henry Kissinger günstiger logierte weiss ich nicht. Als ich ihn 1984 im Lift eines Hotels in Rio traf (wohl eine Panne seiner Bodygards) schien er aber ganz umgänglich und modest. Wir nahmen  an der gleichen Konferenz  teil und er las mein Namenschild und sagte. „Hello Francis, I’m Henry“ und mit einer Stimme so tief wie ein Barriton: „Nice to meet you.“


Mit solchen Erinnerungen lässt es sich gemütlich vor dem Hotel an den Tischchen mit Edelflair tafeln, Peoplewatching betreiben und den Blick auf

Highlight 2 


geniessen. Monumental erhebt sie sich auf dem Moränenhügel:


Die St. Ursen Kathedrale 

Innen und aussen eine Beauty in klassizistischem Weiss. Ich gerate per Zufall in ein Orgelkonzert. 

Die 3999 Pfeiffen der Viktor Ferdinand Bossard Orgel (Baarer Orgelbauer, St. Oswald)  gurgeln unter den meisterlichen Händen des begnadeten Organisten vom Hades ins Hosianna. Eine herrliche Abendstunde. Draussen tauchen die Scheinwerfer die Fassade in Bernstein. 

Rom? Bin ich am Mittelmeer? „Aber klar“, sagen dazu die Einheimischen. „Solothurn liegt am Meer“. So steht es am Boden vor der Hafenbar geschrieben, dem 

Highlight 3


Chillen ohne Ende scheint an der „Hafenbar“  das Motto zu sein. Shorts und T-Shirt-Ambiente, ein Öufi-Bier in der einen Hand und das Phone in der andern. 

Traumblick auf „Salodorum“ Keltisch: „Wellentor“. Die Römer übernahmen den Flurnamen. Sie  errichteten auf der andern Seite ein Castrum mit erster Brücke, was dem Ort zu strategischer Wichtigkeit verhalf. Hier in der Vorstadt (Ufer ennet der Stadt) geht es einen Katzensprung weiter zu 

Highlight 4


dem „Alten Spital“. Auf dieser Seite der Aare befand sich das Armenviertel. Alle, die man in der Stadt nicht wollte: Kranke Waisen, Gefangene, Nicht Katholische Minderständige, ect. wurden hier angesiedelt bzw. geduldet. Das Alte Spital ist heute ein Kulturplatz mit diversen Nutzungen. Hotel, Garten, Restaurant, alte Apotheke (Führungen) und wenn schon so herrlich an der Aare, weshalb nicht auf die Aare zu 

Highlight 5?


Eine „Schifffahrt“ Richtung Altreu und Grenchen bzw. bei normalem Wasserstand nach Biel. So entspannend

und wenn es einnachtet, fliesst die Aare wie schwarzer Lack. 

Wirbliger Jazz weht über die Brücke. Was ist da los? Es schimmert, blinkt, rot, violett.

Ich mache mich auf und gerate mitten in 



Highlight 6


Im Garten des „Uferbaus“ geht gerade die Post ab. Es groved. Das Sax hat endlich wieder Freilauf. Begeisterung um und auf der Bühne. 

Schlecht gelingt das Losreissen. Ich möchte bleiben, aber daneben ist gleich das „Soleure“. Die It-Bar. Kommunikatives Anstehen für Drinks. Fröhliche Stimmung... so geht Ausgang für alle, die keine Stühle brauchen. Mein süffiges Gelage endet abrupt in einem aufkommenden Gewittersturm. Dafür bin ich nächsten Tages schon früh unternehmenslustig, weshalb ich kulturbeflissen in

Highlight 7 


lande, dem „Kunstmuseum“  im Stadtpark, das überraschend mit einer exzellenten Auswahl an Ferdinand Hodler glänzt. So viel Bildung ruft nach etwas Unvernunft in 

Highlight 8


der stadtbesten Gelateria „Vitaminstation“. Tutti quanti setzt sich hier kurzerhand auf das Trottoir und .... hmmmmm. 

Mit solcher Sünde im Waffelcornet, lässt sich vorzüglich 

Highlight 9 


observieren: Das bunte Altstadttreiben.

„Jota“ aus den kanarischen Insel verzaubert Jung und Alt mit Seifenblasen. 

Drei coole Typen schmettern:  Bella ciao, bella ciao, bella ciao ciao ciao

und die barfüssige Violinistin der Band Tangolino sammelt Applaus für ihren wilden Chardas. 

Es wird hier langsam heiss in den Gassen. Ich strebe nach Kühle und Ruhe. Mit Bus Nr. 4 gelange ich nach St. Nicklaus 

Highlight 10


und spaziere durch die Verenaschlucht. Contenplatio in Grün. 

Ganz hinten die Martinskapelle unter schroffen Klippen und das Häuschen, das immer von einem Einsiedler bewohnt ist. Wieder 20 min zurück und stadtwärts diretissima zu

Highlight 11


Das „Bistro Féderal“ liegt direkt am Zeitgloggenturm.

Bei Frommage Chêvre mit Blattsalat versuche ich den Ritter auf der Turmwand abzupassen, der die Stunde schlägt. Er ist meist schneller. 

Ja und dann wären ja noch die Stadttore und Türme, 

das Zeughaus, 

das Restaurant Baslertor oder der alte Stephan... 

ja ja scho guet... 11 Highlights ... ich mache Schluss.


Aber noch eines und dies, liebe Einheimische, müsst Ihr mir lassen:

Solothurn ischs Zäni!!!

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Kommentare: 5
  • #1

    R.H. (Montag, 16 August 2021 12:48)

    wiederum eine spannende zeitreise durch einen schweizer kanton, als wäre man selbst mit dabei! ����� danke, liebe franziska!

  • #2

    Georges (Montag, 16 August 2021 17:54)

    S'Elfi ischs nöiä Zäni!

  • #3

    Rena de la casa (Montag, 16 August 2021 18:22)

    Die Zahl 11 begleitet dich, wer weiss, zu weiteren Highlights in der Schweiz?
    Unbekanntes von Soleur dank dir vernommen, Francesca.

  • #4

    PLANSON (Dienstag, 17 August 2021 18:17)

    Encore une découverte bien agréable !
    merci Francesca
    Bien cordialement
    Michel

  • #5

    Iheimische (Mittwoch, 18 August 2021 11:46)

    Liebi Franziska, als Iheimische kenne i jede Ort wo du beschribe hesch. Dank dine usfüerleche Beschribige loufe i bim nächschte 11Trip mit offene Auge dür üsi schönschti Stadt.
    Peter